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736 Psychische Studien. L.I Jahrgang. 12. Heft. (Dez. 1924.)
schaftlichkeit hat diese Kampfesweise nichts zu
tun.
Ich will diese Ausführung sogleich durch einen konkreten Fall erläutern
. Die Phänomenologie von Frau Vollhart (Pseudonym) hat
in vier Fällen sog. Teleplasma gezeitigt, das ich photographiert habe. Ich
greife den letzten der Fälle heraus (Sitzung vom 8. Januar 1922). Das
Verhalten des Mediums ließ mit der Möglichkeit eines nahen Phänomens
rechnen, ohne daß sich über die Art desselben irgend \wrs hätte gesichert
voraussagen lassen. Es wurde das Blitzlicht entzündet. Beim aus-
nahmsweisen Nachglimmen desselben war aus dem Munde des „Mediums
" heraus ein Gebilde von etwa 35o qcm Größe, steifer uneben flacher
Form und eigentümlicher Struktur, wie mir schien, etwa nach Art
des Hornskelettes gewisser Schwämme deutlichst kenntlich. Noch während
der Belichtung führte ich, der ich die Kontrolle der rechten Hand des
„Mediums" hatte, meine frei gemachte rechte mit größter Schnelligkeit
zum Munde des „Mediums" und fühlte bei der Mundberührung mit dem
erlöschenden Lichte nichts als den nach wie vor ruhig geschlossenen Mund.
Die Aufnahmen von vier Apparaten und die Deckenaufnahme zeigen genau
das Gesehene und die Vollständigkeit der Kontrolle. Die Beisitzer
sind Zeugen des Vorganges. Aber auch ohne sie beanspruche ich das
Recht, im Streitfalle (etwa an Gerichtsstelle) wie jeder andere Zeuge
eidlich erhärten zu können, z. B. daß jenes Gebilde innerhalb einer Zeit
von allerhöchstens einer zwanzigstel Sekunde verschwunden war, eben
in der Zeit eines schnell mit meiner Hand zurückgelegten Weges von
sicher unter 5 cm. Denn ich erreichte den Mund, ich könnte mich so ausdrücken
, in eben dem Augenblicke des Lichterlöschens, sah bis dahin das
„Teleplasma" gänzlich unverändert und griff doch nichts mehr, gerade
als ich noch im Lichte zufaßte. Die Apparate aber liefern den Nachweis,
daß eine Sinnestäuschung nicht vorgelegen hat, das Zimmer ist sofort
danach erhellt worden, ohne daß die Handkontrolle vorher aufgehört
hätte, der Platz untersucht worden usw. Kurz, es kann zwar in keinem
Falle eine echte Phänomenik generell durch eine eidliche Aussage
belegt werden, wohl aber eineEinzelheit, welche unter Umständen
die betreffende Phänomenik alsechtdurchaussichert!
Dieser Fall liegt in dem berichteten und in einer ganzen Anzahl
weiterer vor. Sie sicherten mich vollkommen gegen jeden „Trick" oder
„Betrug". Ich nehme bis auf weiteres an, daß Adolph F. Meyer so
viele wissenschaftliche Einstellungsfähigkeit besitzt, um sich auf meine
Kritik hin darüber klar zu werden, daß eine auf Gefühlsmomente
auf gebaute Polemik wertlos ist, daß er den Angegriffenen
unbedingt den Beweis für seine fraglos sehr bequemen Behauptungen
schuldet. Aber auch ihn will ich nicht schlechter stellen als
II* H enning und halte ihm gleichermaßen einen Betrag von
1000 (eintausend) Goldmark, bzw. erforderlicherweise auch einen
erheblich höheren Betrag, zur freien Verfügung, falls er mir taschenspielermäßig
(oder irgendwie sonst) eine Phänomenik vorzuführen
bzw. vorführen zu lassen vermag, welche auch nur dem Einzel-
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