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Schröder: Pseudo-Entlarvungen.
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Von dem mit allem Möglichen notbehelflich vollgestopften Begriff
des Unterbewußtseins wird klar der Begriff des Unbewußten
geschieden, d. h. eines außerhalb des Einzel-Ichs befindlichen
All-Ichs. Ich glaube, in meinen bereits erwähnten „Grundversuchen"
eine Art experimentellen Nachweises für dieses
„Unbewußte" geführt zu haben; jedenfalls hat mir das Versuchsergebnis
allein diese Annahme eines „Unbewußten" ermöglicht. Ich darf
um so eher auf diese „Grundversuche" verweisen, als Hellwig sich
vom Verlage bereits vor Wochen ein Rezensionsexemplar derselben hat
schicken lassen und von einem meiner Mitarbeiter Erkundungen über
diese Versuche (bzw. über mich) schon eingezogen hat.
Es wird danach möglich sein, das Unterbewußtsein im wesentlichen
ab begriffliche Zusammenfassung für alle jene Erscheinungen zu betrachten
, welche sich auf unter die Schwelle des Oberbewußtseins ger
sunkene Wahrnehmungen und Vorstellungsverlaufe beziehen, wie auf
solche, die, nie oberbewaßt gewesen, für sich und mit jenen unterbewußt
eine weitere Verknüpfung erfahren können. Da der Inhalt des Oberbewußtseins
in fließender Beziehung zu jenem des Unterbewußtseins
steht, kann von einem „Doppel-Ich" hierbei nur in dem Sinne gesprochen
werden, daß vom Oberbewußtsein nicht verläßlich richtbare Assoziationskomplexe
sich gefühlsbetont auf einen Inhalt von Persönlichkeitscharakter
konzentrieren, bzw. auch durch Mithilfe von fremdsuggestiven Einflüssen
. D. h., ich sehe diese Persönlichkeitsspaltungen für
grundsätzlich nichts anderes als Assoziationskomplexe anderen Inhaltes
axi, welche in einer Art energetischer Uebermachtstellung als Zwangsvorstellungen
auftreten können. Davon begrifflich, weil wesensartig
verschieden, erachte ich die Aeußerungen des All-Ichs (Ueber-Ich, Pan-
psyche, Absolute, Unbewußte ...), wie sie z. B. in den r-Ergebnissen meiner
„Grundversuche" zum Ausdruck gelangen; ein,,Wissen", das niemals
auf dem Wege von Sinneswahrnehmungen, Vorstellungsverlaufen und
Denkakten aufgenommen sein kann. Die Möglichkeit der Heranziehung
der Sinnes-Hyperästhesie in der Hypnose ist ebenso ausgeschlossen worden
wie jene von Gedankenübertragen oder -lesen. Und ich benutze diesen
Hinweis, um auch Hellwig im Anschlüsse an seine Wiedergabe der
Lehmann-HansenschenHohlspiegelversuche zur Verstärk
img „unwillkürlicher" Flüsl er laute (S. 94/95) darauf auf merksam zu
machen, daß diese allbekannten Erscheinungen durchaus in die „okkulte"
Phänomenologie eingewertet worden sind, und daß es einigermaßen post
festum kommt, aus diesen Erscheinungen noch Kapital gegen die mögliche
Echtheit der Phänomenik schlagen zu wollen. Uebrigens aber noch
eines: „Wes das Herz voll ist, des gehet der Mund über", sagt schon
Matthäus 12, 34; d. h. die L e h ma n n - Ha n s e n sehen Versuche tragen
überhaupt nur einen subjektiven Charakter, da sie nach jeglicher
psycho-physischen Erfahrung von der Weltanschauung
jener Experimentatoren, welche der möglichen Echtheit
sog. okkulter Phänomenik widersprach, beeinflußt sein mußten!
Diese Lehmann-Hansen sehen Versuche bedeuten nichts als
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