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Schröder: Pseudo-Entlarvungen.
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Es ist mir eine angenehme Ueberraschung gewesen, 1. c. zu ersehen,
daß Dr. Richard Baerwald diesen Problemen der modernen
Psychologie nachgegangen istundsooffenwienachdrücklich
Stellunggegendiegänzlichunhaltbarezitierte Hell-
wigsche Auffassung nimmt. Allerdings, ohne sich darüber
Rechenschaft gegeben zu haben, daß in wissenschaftlichen Fragen ein
Kompromißvorschlag recht zweischneidig wirken kann, die Wahrheitsforschung
kaum fördert. Der Schlußteil seiner Ausführung, daß
Hellwig „nicht als Psychologe schlechtweg, sondern als Kriminalpsychologe
urteile, Telepathie erst da konstatieren und anerkennen zu
müssen glaube, wo sie für den Untersuchungsrichter brauchbar sein
kann", findet im Hellwigschen Buche keine Begründung und gibt
der folgenden Abweisung Molls einen bequemen Trumpf in die
Hand.
In der Tat, Baerwald wird darin schon recht haben, wenn er
Albert Hellwig als Kriminalpsychologen anspricht, wie
es mehr minder in Ausübung seines Berufes jeder Richter sein nnd
werden soll; auf der Grundlage und in Ausübung der Praxis! Albert
Hellwig dehnt aber seine Polemik gegen die mögliche Echtheit sog.
okkulter Phänomenik ganz uneingeschränkt auch auf den gesamten
übrigen Inhalt derselben aus. Es ist zwar für ihn ausgesprochen „ein
Grenzgebiet wissenschaftlicher Forschung"; absonderlicherweise aber
muß er meinen, daß dieses Wissenschaftsgebiet jedermann für
Phrase und Polemik feil liege! Mir sind noch eine Anzahl Hellwig-
scher Zeitungsartikel aus letzter Zeit zu Händen gekommen. „Ein Blick in
die Zukunft", „Prophezeiungen, die sich erfüllen", „Zur Psychologie
der okkultistischen Forschungsmethode", „Zur Psychologie des Okkultismus
" („Münch. Med. Wochenschr." 1924, Nr. 26), „Experimente zur
Fernbewegung", „Materialisation und Teleplasma", „Taschenspieler und
Medium" sowie „Die Bedeutung der Presse im Kampfe gegen okkultistische
Scharlatane" („Zeit.-Verlag" 1924, Nr. 4i) und „Presse und
Okkultismus" sind die Themen, welche Albert Hellwig, soweit
mir vorliegend, bearbeitet. Ich darf keineswegs glauben, mit diesen
allein durch freundwillige Einsendungen an mich gelangten Artikeln
die literarische Tätigkeit Hellwigs zu erschöpfen. Man muß
ihm unter allen Umständen zugestehen, daß er es versteht, den
Blätterwald rauschen zu lassen!
Es möge für meine Kritik dieser Darbietungen die allgemeine
Bemerkung genügen, daß sie vollkommen auf der Stufe der im vorhergehenden
kritisierten Hellwigschen Polemik stehen. Nur zu dem
Artikel „Taschenspieler und Medium" („Der Tag", UnterhaJtungs-Rund-
schau vom 31. August 1924) muß ich noch einiges hinzufügen. Natürlich
dient hier neben der üblichen Phraseologie die Henning sehe
Wundermär zur polemischen Desavouierung der v. Schrencksehen
Arbeiten, unter namentlicher Einbeziehung von Universilätsprofessor
Dr. C. Zimmer, welcher die Echtheit vertritt. Also auch diesen
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