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748 Psychische Studien. LI. Jahrgang. 12. Heft. (Dez. 1924.)
Polemiker, der Landgerichtsdirektor Dr. Albert Tlell-
wig, der keinem der für die mögliche Echtheit der
sog. okkulten Phänomenik eintreten den Forscher
zureichendes Vertrauen entgegenl) ringt, glaubt unbesehen
jenen durch nichts als eine Behauptung bewiesenen
physikalischen Wundern und ist sich als
Richter, als Psychologe nicht einmal darüber klar,
daß er bei diesem \Vu n der g J au b en die doclimitseiner
Stellung verbundene Auffassung von Objektivität
des Urteils rettungslos preisgibt!
Ich muß gestehen, daß mir die Kühnheit der Einstellung Hin-
begreiflich ist. welche Albert Hell w ig dazu verleitet, in einer
wissenschaftlichen Streitfrage, von der er nichts
verstehen kann, da er die fragliche Phänomenologie gar nicht
kennt, derart seine persönliche Meinung zu propa-
gandieren. Mir war von anderen Seiten sehr wohl bekannt, daß die
S.6i5 schon gekennzeichnete Berliner Presse wohl laufend Angriffe gegen
den sog. Okkultismus veröffentlicht, den Angegriffenen das Wort aber
nicht einräumt; mir lag auch bereits z. B. die Ablehnung der P. Sün-
nersehen Berichtigung durch die Schriftleitung de** ,,\lediz. Klinik"
(Berlin) mit der famosen Begründung vor; die Schriftleitung des , Tag*'
war mir aber in dieser Beziehung noch ein unbeschriebene? Blatt, leider
auch vorher nicht bekannt, daß ein Albert Moll auch do*t seine
Publikationsbeziehungen hat. So wagte ich eine „Berichtigung
* auf die Hellwigschen \ngriffe einzusenden.
Ich ging in ihr von den Entlarvungsbehauptungen bezüglich Rudi
Schneiders durch die Üniversitätsprof essoren Meyer und P r z i -
bram in Prag und des Warschauer „Mediums** Jan Guzik durch
Sorbonne-Professoren aus. In beiden Fällen seien nur den beobachteten
mehr minder ähnliche Phänomene trickmäßig einem ahnungslosen, d. h.
auf dem Gebiete unerfahrenen Kreise vorgeführt worden! Hiernach
wies ich auf das von mir im Teile A charakterisierte M oll sehe VerV-
fahren der „Medien-Entlarvung* hin. Als 3) fügte ich hinzu: „Schon
die ,Sphinx*, Jahrgang j886, wtist drei Fälle nach, in denen JVledien
ihre Fähigkeiten für Taschenspielerei ausgegeben
haben, um so den Wünschen der Zeit zu entsprechen und sich eine
größere Einnahme zu sichern. Aus neuester Zeit hat Stan.
de Jelski, der Begleiter des genannten Jan Guzik. auch mir persönlich
die Erklärung abgegeben, daß man in Paris an ihn mit einem
Geldangebot von mehreren zehntausend Franken herangetreten sei, um
zu erzielen, daß er die Guzik sehe Phänomenik für unecht, als Taschenspielerei
ausgebe. Solche Mittel beleuchten blitzartig die gegnerische
Einstellung.**
Meine Berichtigung bezog sich im übrigen auf den zweiten als Voraussetzung
der Folgebehauptungen dienenden Satz II e 11 w i g s , nach
dem „bisher noch kein Medium Darbietungen gezeigt habe, die nicht
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