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756 Psychische Studien. LI. Jahrgang. 12. Heft. (Dez. 1924.)
einladen lassen; wenn sich weiter ergibt, daß B. mit seiner Auf fas-
sungzweif ellosdasOpf ereinerTäuschu ng geworden ist.
Auf die Einstellung ß.s gegenüber einer möglichen Echtheit der
Phänomcnik war ich nachdrücklich aufmerksam geworden, als sich B.
eben an jenem Tage abfällig über Hans Drieschs zustimmende
Stellungnahme zur möglichen Echtheit „okkulter" Phänomenik erklärte
und es sich dabei ergab, daß B. über den Ausgangspunkt der
Drieschschen Philosophie, seine experimentell-biologischen Studien,
wenigstens völlig unzureichend unterrichtet war, also schon ein absprechendes
Urteil auf gänzlich ungesichertem Boden aussprach.
Nun beschränke ich die Bezugnahme hier auf die Ilaupifrage des
„Falles". Trotzdem B. von anbeginn nachdrücklich erklärt worden
war, daß „Sitzungen* aus Rücksicht auf die Gesundheit des „Mediums"
überhaupt seit Jahren nicht mehr gemacht würden, wünscht©
doch B. eine solche herbeizuführen und das Licht gelöscht.
Ich, der ich zufällig an diesem Abende mit B., welcher sich erst kurze
Stunden vorher der Familie angezeigt hatte, zusammengetroffen war,
erklärte, daß ich in demselben Augenblick das Zimmer verlassen
würde, da dies geschehen sollte, weil eine Dunkelsitzung ohne
jegliche Registriermöglichkeitten gänzlich zwecklos sei. Es
blieb daraufhin hell, wir saßen am Eßzimmertisch in Unterhaltung
. Auf die übrigens in geringem Grade auftretende Klopflaut-
Phänomenik wurde keine größere Beachtung gewendet, da sie nur unter
weitergehenden Kautelen überzeugend wirken kann und nach ausdrücklicher
vorheriger Erklärung an B. keinerlei Sitzung stattfinden sollte.
Die Aufmerksamkeit war gerade im Verfolge der Unterhaltung auf die
Gegend des Büf f etts gerichtet, als vor der Korridortür im Zimmer etwas
geräuschvoll zu Boden fiel: ein Stein von unregelmäßigem Oblong, etwa
6,5 X 4,5 cm.
Solche „Spontanapporte" bilden eine ziemlich häufige Erscheinung
innerhalb jener Phänomenik; leider, denn nur unter günstigen
Umständen ist ihre unbedingte Echtheit außer Zweifel zu stellen.
Aber noch nie hat die Vermutung einer Unechtheit aus den Verhält-
nissen Nahrung gewinnen können! Ich habe mich aus diesen Gründen
auch zur Echtheit des Phänomens in keiner Weise zu äußern nunmehr
Anlaß genommen, zumal die Feststellung derselben nicht Thema des
Abends war.
Um so mehr überraschte es mich, daß mir B. auf dem kurzer^
gemeinsamen Nachhausewege einfach die Unechtheit des Phänomens
behauptete. Der objektive Kritiker wird erstaunt sein,
als einzigen Beweis für diese Betrugsbehauptung (!) ß.s die Behauptung
seiner Beobachtung zu hören, das „Medium' habe gerade in dem Augenblicke
eine sehr schnelle Bewegung gemacht, welche er im Augenseiteo-
felde wahrgenommen habe und als Wurfbewegung betrachte. Trotz
der behaupteten Uebung im seitenfeldlichen Sehen mußte B. ausdrücklich
zugeben, weder den doch immerhin respektablen Stein in der Hand
des „Mediums" gesehen, noch seine für ihn alsdann offen verfolgbare
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