http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1924/0796
758 Psychische Studien. LI. Jahrgang. 12. Heft. (Dez. 1924.)
einen Stein von möglichst gleichem Ausmaße wie den der Phänomenik
gewählt; die Versuche haben entschieden für die Echtheit gegen B.
gesprochen. Was aber tat B.? Auch er hat nach seinen späteren
Mitteilung« experimentiert, und zwar mit - einer Münze!! Ich
kann mir in einer so ernsten Sache, wie es eine ßetrugsbehauptung für
jeden anständigen Menschen sein wird, eine lächerlichere ex-
perimentelle Unterlage nicht wohl denken! B. schreibt,
er habe „aus Vorsicht mit leichteren Gegenständen (Münzen u. dgl.)
experimentiert". Also die Vorsicht gegenüber der Beschädigung
eines Türlackes („u.dgl.") geht B. über die
Vorsicht einer Ehrverletzung!! Und er sieht, blind, wie
ihn seine Wünsche machen, nicht, daß seine experimentellen Ergebnisse
auf dieser Basis alles andere als maßgeblich für die Auswirkungen ßind,
welche ein an Gewicht etwa fünfunddreißigfaches, an
Inhalt wenigstens fünfzigfaches Objekt hervorruft!
Wenn eine außerhalb der Aufmerksamkeit unerwartet geworfene
Münze nicht gesehen worden ist, so erscheint mir das bei diesem Objekte
einigermaßen selbstverständlich.
B. hätte ganz gewiß gut getan, weniger Rücksicht auf Türlack zu
nehmen und dieses geringe Sachwertopfer zu bringen, um nicht
schwere Einwände gegen seine Forscher fähigkeiten
auf einem Gebiete zu rechtfertigen, auf dem er isich
auch vom allgemein psychologischen Gesichtspunkte aus als derart befangen
, wenn ich mich sehr liebenswürdig ausdrücken will, gezeigt hat,
daß nicht Vorwürfe von einem Ausmaße auf ihn zurückfallen, wie er
sie gegen andere zu erheben für gut befunden hat. Denn selbstverständlich
hat B. Gelegenheit genommen, Belehrungen selbst über die Wurfgesetze
auch mir gegenüber anzubringen, mir Vorsicht anzuempfehlen
usf. Er ist mir jedoch eine Antwort auf meine
wiederholte Nachfrage schuldig geblieben,welche
eigenen wissenschaftlichen Leistungen ihn eigentlich
zu dieser Selbsteinschätzung mir gegenüber berechtigen
!
Um das Maß des Unglücks für B. aber zum Ueberlaufen zu bringen
, hat die Phänomenik des nächsten Tages in ganz unerwarteter Weise
die Echtheit einwandfrei erhärtet. Ich werde später Gelegenheit
haben, die Phänomenik in einem ausführlicheren Zusammenhange
, wie er für die richtige Würdigung nötig ist, bekanntzugeben.
Es bleibt von den B.schen Behauptungen rein nichts übrig, als daß
sie das klassische Muster einer Pseudo-Entlarvung
bilden; die ganze Erfahrung unvereinbar mit dem Ansehen wissenschaftlicher
Objektivität und verständlich allein aus einem ungezügelten Ablehnungsfanatismus
der möglichen Echtheit der Phänomenik gegenüber.
Mit diesem Falle, den ich nur skizzenhaft gezeichnet habe, schließe ich
meine kritischen Ausführungen ab.
Inzwischen sind im Heft t i der „Psychischen Studien", S. 698/699,
zwei Notizen zu meinen Ausführungen erschienen, die ich sogleich kurz
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1924/0796