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Schröder: Pseudo-Entlarvungen.
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bens- und Weltanschauungsfragen gerade für das
sog. okkulte Gebiet von unglücklichster Auswirkung
auf Arbeits- und Urteilsweise sind. So weit diese Auswirkung
nur eine kritiklose Annahme bedeutet, stört sie die wissenschaftliche
Arbeit auf diesem Gebiete so wenig wie auf einem andjerem. Da,
aber, wo die Einstellung zu unsachlichen Angriffen, zu förmlichen Beleidigungen
führt, hat der „wissenschaftliche Okkultismus
" dasRechtunddie Pflicht einer nachdrücklichsten
Abwehr, wie er ebenso nachdrücklich jegliche»
Freibeutertum unter dem Namen des Okkultismus bekämpft.
Mit meiner Ausführung habe ich selbstverständlich im übrigen,
keinerlei Werturteil über irgendeine Religion ausgesprochen,
ganz gewiß auch nicht gegenüber der katholischen Kirche, wenn diese
die „okkulte" Phänomenik als Reservat ihrer Wunderlehre betrachtet*
zu müssen glaubt. So wenig auch wie meine Ablehnung der Orient-Religionen
(„Grundversuche" S. 64) als religiöse Neuorientierung des deutschen
Volkes, sei es durch esoterische Gesellschaften oder Weisheitsschulen
, eine Verkennung ihres Wertes einschließt. Schlägt doch deren
Mystik in der Phänomenik des Unbewußten ihre Wurzel; ihre Abwendung
aber von der tätigen Hingabe an die Aufgaben des Lebens erachte
ich mit teleologischer Betrachtungsweise unvereinbar. Der Wahrheitsgehalt
ist den Religionen aller Kulturen gemeinsam; Unterschied und
Irrtum kann nur in der Satzung und Formung liegen! Mein Kampf gilt
allein den gegnerischen Versuchen, die freie Forschung auf dem sog.
okkulten Gebiete zu erdrosseln I %
Die Redaktion der „Ps. St." erklärt sich ausdrücklich bereit, auch
den weiter in meiner Kritik genannten Herren den Raum der Zeitschrift
für Erwiderungen zur Verfügung zu stellen, die im Februarheft 192D
mit meinem Schlußwort erscheinen sollen.
Der Stoff ist mir unter den Händen lawinenartig angeschwollen.
Ich suche heute weniger denn je, wie ich es bereits vor Jahren ausgesprochen
habe, meine Ehre darin, Autoren wie Albert Moll und
Max Dessoir zu überzeugen. Ich brauche mich in dieser Beziehung
nur an Aeußerungen Dessoirs, z. B. in „Vom Jenfseits der Seele"
S. 168 (unter: „eigene Erfahrungen mit Medien") zu erinnern:
„... scheint mir so unausdenkbar, daß ich mich gegen diese Behauptung
sträuben werde, so lange ich lebe" (!!, Verf.). Niemand aber auch, der
den Steglitzer Entlarvungstrick Mo Iis, der den Feuilleton-Anwurf-
Artikel Dessoirs unter der Lupe meiner in allen Einzelheiten (erweislichen
Kritik gesehen hat, wird Wert auf diese Sauii als Pauli legen.
Und ich bin ebenfalls betreffs der Mehrzahl der weiter berücksichtigten
Autoren nicht allzu optimistisch.
Wenn ich mich schließlich überhaupt zu diesen kritischen Ausführungen
verstanden habe, ist es geschehen, weil ich als Wissenschaftler,
d. h. als Wahrheitssucher, die Pflicht fühle, nachdem ich mich in
diesen fünf Jahren nach verschiedener Richtung hin von der möglichen
Echtheit sog. okkulterPh änomenik zu überzeugen
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