http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1924/0802
764 Psychische Studien. LI. Jahrgang. 12. Heft. (Dez. 1924.)
Anerkennung des sog. okkulten Tatsachengebietes anzeigt. Dagegen
befindet sich die Gegnerschaft offenbar in einer
sehr schweren Krise zum Tode; sonst würde sie sich
nicht genötigt sehen, zu so ungeheuerlichen Mitteln
zu greifen, wie ich sie leider habe kennzeichnen
müssenl
Aus den „Fällen" Moll und Prof. B. mit ihren „Pseudo-Entlarvung
gen" der Ueberschrift ist mir unter den Händen eine Sammelkritik auf
breitester Grundlage geworden. Meine Bedenken im Hinblick auf seinen
großen Umfang, auch den C-Teil an dieser Stelle erscheinen zu lassen,
hat die Schriftleitung mit dem Hinweise auf die Bedeutung der ange-
strebten Klärung zu zerstreuen gewußt. Dennoch bin ich ihr wie dem
Verlage für die Gewährung von so viel Raum verpflichtet.
A n m. d. Red. Die Gesamtreihe der nunmehr abgeschlossenen Schröder sehen
Aufsätze wird in Broschürenform an eine erhebliche Anzahl maßgebender Gelehrter und
an sonstige wichtige Stellen versandt werden. Dieser Streit der Geister mußte unbedingt
einmal ausgefochten werden, da die „Psych. Stud." auch als Kampforgan dienen müssen.
Einige der angegriffenen Herren wie Dessoir, Klinckowstroem haben bereits eine Erwiderung
in Aussicht gestellt. Wir bitten unsere geduldigen Leser wegen der Länge der
Aufsatzreihe um gebührende Nachsicht. Die nächsten Hefte werden inzwischen eingelaufene
interessante Beiträge bedeutender Persönlichkeiten bringen. Wir beginnen das Januarheft
mit einem Aufsatz von Herrn Prof. Hans Driesch in Leipzig.
Phantom eines Lebenden oder Verstorbenen?
Von Prof. Dr. Ludwig.
Am 23. Juni 1923 erhielt ich von einem akademisch gebildeten
Herrn, der in einem kleinen Ort zwischen Augsburg und Ingolstadt eine
Villa bewohnt, die Mitteilung, daß in seinem Hause, das er mit seiner
Haushälterin seit 16 Jahren bewohnt, ein sog. Spukzimmer sich befinde,
und zwar sei dies das im ersten Stock des Hauses gelegene Fremdenzimmer
. Eine lange Reihe von Zeugen erlebte im Laufe dieser 16 Jahre
immer wieder dasselbe Unerklärliche. 1907 bewohnte das fragliche
Zimmer einige Wochen der Oberforstverwalter A., ein nüchterner Mann,
der allen okkulten Dingen abhold war. Er sah dreimal eine weiße weibliche
jugendliche Gestalt nachts durchs geschlossene Zimmer schweben,
bewahrte aber Schweigen, um seinen GastfreunA und dessen Haushälterin
nicht zu beunruhigen. Im nächsten Jahr logierte in diesem Zimmer
die Frau des genannten Forstbeamten, ohne von dem unheimlichen Erlebnis
ihres Mannes die geringste Kenntnis zu haben. Auch ihr widerfuhr
einmal nächtlich diese Erscheinung, die sie so erschreckte, daß sie
dies Zimmer nicht mehr betrat. Sie reiste vorzeitig ab, irgendeine Ausrede
zu Hilfe nehmend; denn auch sie scheute sich, ihren Gastfreunden
den wahren Grund zu gestehen. Nun schlief aber 1909 während der
Nachtwache bei einem Schwerkranken auch die Haushälterin selbst, die
bis jetzt von jenen Vorfällen noch nichts wußte, in diesem Zimmer und
hatte zweimal dieselbe Erscheinung. Erst auf dies hin erzählten die
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1924/0802