http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1924/0815
Vom Büchertisch
777
wurde, als welche er für seine Zeit eine so große und noch heute
fortwirkende Bedeutung gewann, indem sie die Schäden aufdeckt, die
dem Altdeutschtum in den ersten Jahrhunderten durch Eindringen von
Fremdideen zugefügt wurden, Fremdideen, als welche sie die Begriffe
Rom, antike Philosophie und Christentum ansieht. In jener frühen
Zeit, da „ganz Walhall mit dem ganzen Olymp gemischt" wurde,
da jene Ideen sich „zu einer immer unangreifbareren Zwingburg des
Geistes" ausbildeten, lösten sie eine Störung des germanischen Oleichgewichtes
aus, so daß die deutsche Geschichte sich zu ihrem Unglück
entwickelte und von 300—800 unserer Zeitrechnung eigentlich
in einen einzigen Kampf aller gegen alle ausartete. Nachdem die
Fremdidee der römischen Kirche sich so gut als möglich den Bedürfnissen
des Volkes und der deutschen Biozönose (siehe die „Lehre
von der objektiven Philosophie" von R. H. France) angepaßt hatten,
kam es durch Byzanz und andere Einflüsse aus dem Orient erst zum
Triumph der Fremdideen durch die Zeit des Humanismus, da wir
gar nicht sagen können, wie eine wirkliche deutsche Kultur
geworden wäre ohne diese Umgestaltung des deutschen Volks- und
Geistestums durch Einflüsse, die nicht aus deutscher Seele stammten. Indem
A. France-Harrai eine Darstellung des Problems und der Tragödie
des Paracelsus zu geben sucht, versucht sie gleichzeitig die Wurzeln und
Beeinflussungen seiner leiblichen und geistigen Persönlichkeit zu entwirren
und das Zusammenschließen und Auseinanderfliehen von
Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft bloßzulegen. Nach einer
genußreich zu lesenden Schilderung des deutschen Mittelalters weist
sie uns den Weg der „deutschen Renaissance".
Es ist ein Buch, mit lehrreichen Bildern geschmückt, das man in
seiner vornehmen Aufmachung als Geschenk bei vielen auf den deutschen
Weihnachtstisch wünschen möchte. S.
U. Tartaruga. Aus dem Reiche des Hellsehwunders.
Neue retroskopische Versuche. Joh. Baums Verlag, Pfullingen. 1.20.
Verfasser, der bekannt geworden ist durch verschiedene Veröffentlichungen
lüber eigene HeTlsehversuche, besonders mit deton Medium
Megalis, bringt uns wieder interessantes Material. Er arbeitete mit einem
jungen Wiener Kaufmann, bei dem zum Unterschied von der Erstgenannten
eine Persönlichkeitsspaltung eintritt, in welcher er zum Kinde
wird. Er erinnert sich im wachen Zustande an keine im Trancezustande
erlebten Dinge. Es werden uns mehrere stenographisch aufgenommene
Protokolle von Sitzungen mitgeteilt, in denen in Anwesenheit mehrerer
bekannter Wiener Forscher Tartaruga seine Versuche der Rückwärtsschau
von dem Medium unbekannten Vorfällen in unbekannten Räumen
anstellte. Der Experimentator lehnt trotz der medialen Selbstzergliederung
die naheliegende Annahme des Austritts eines feinstofflichen Leibes
ab, und präzisiert seine Auffassung dahin: „Weder das einheitliche, noen
das gespaltene Ich sieht hell. Es wird vom Ich bloß eine Brücke zum
psjTihisehen Bewußtsein geschlagen, welches mit der Weltseele in ständiger
Verbindung steht." Nach T. Ansicht schaut das Medium Ernst L.
ebenso wie Megalis aus der „Vogelperspektive". So bedeutet die Arbeit
einen interessanten Beitrag zu einem mehr und mehr erforschten
Problem. S.
Kindborg, Erich, Dr. med. Das Problem des Hypnot ism us.
Joh. Baums Verlag, Pfullingen (Württ.), M. 1.20.
Der Breslauer Nervenarzt bringt in diesem neuesten Heft der bekannten
Sammlung, die unseren Lesern wegen ihrer Reichhaltigkeit nur
erneut empfohlen werden kann, neue Gedanken und Wege zur Lösung
des Problems. Wir erwähnten schon kurz Kindborgs Auffassung im
Septemberheft, Seite 568. Indem wir darauf verweisen, betonen wir nur
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1924/0815