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Beilage zu „Psych. Studien"
(51. Jahrgang.)
Nichtgegendie Schulwissenschaft — sondern mit ihr i
Ein Gespräch zwischen Okkultisten.
Von Professor D. Walter -Graz.
Fürredner : Ich halte es für einen großen Fehler vieler Okkultisten
, sich gegen die Wissenschaft zu ereifern und von ihr geringschätzig
zu sprechen, vielfach noch dazu vor der Oeffentlichkeit, wodurch
man sich am Ansehen der Wissenschaft im Volke versündigt.
Es ist dies meines Erachtens von vornherein eine falsche Einstellung
und obendrein so lebensunklug, daß es sich naturnotwendig an dem
rächen muß, der wider den Stachel lockt. Man bringt sich nicht ungestraft
in Gegensatz zu den Kulturerrungenschaften der Menschheit,
und die Wissenschaft ist ein solch hochzuhaltendes und zu behütendes
Kulturgut. Auch wird mit Gefühlsausbrüchen gegen die Sache nichts
bewiesen; bewiesen wird damit nur, daß man verärgert ist.
Gegenredner: Ist denn dieser Aerger nicht auch berechtigt?
Muß sich nicht der Okkultismus im Kampf gegen die Wissenschaft
durchsetzen? Muß es uns nicht mit Bitterkeit erfüllen, wenn man es
von vornherein ablehnt, die Dinge zu untersuchen? Und so etwas
nennt sich Forschung? Forschung kommt doch von Forschen, und
Studium von studere, sich um Wissen bemühen. Ist nicht der Geist
echter Wissenschaftlichkeit eher unter uns, die wir von faustischem
Erkenntnisdrang beseelt sind, wenn wir dem Urteil der blöden, spottlustigen
Menge trotzen, wenn wir mit der Aufopferungsfähigkeit eines
Entdeckungsreisenden oder Nbrdpolforschers, die auch in eine terra
incognila eindringen, unser Leben in die Schanze schlagen und an-
dem Kostbarsten des Menschen, an unserem Geist herumexperimentieren
? — Und die andern? Was haben denn solche Naturphilosophen
vor der Scholastik seligen Angedenkens voraus, wenn sie uns mit
dialektischen Künsten und doktrinärem Geschwätz, das sie als Erkenntnistheorie
frisieren und als kantische kritische Schärfe ausgeben möchten,
glauben machen wollen, es gar nicht nötig zu haben, hinzugucken,,
daß sie a priori wüßten, was an den okkultistischen Erscheinungen
daran ist, während wir minder Glücklichen das Studium eines Lebens
daransetzen müssen, um den Dingen auf den Grund zu kommen. Der
liebe Gott weiß alles, aber die hohen Herren wissen es besser, von
wegen der bloßen Spekulation. — Aber auch die Exakten, die
der Spekulation mißtrauen gelernt haben und nur die Erfahrung
gelten lassen wollen, machen es um kein Haar besser. Man hätte von
ihnen erwarten können, daß sie das bergehoch angehäufte Tatsachenmaterial
zumindest nachdenklich gestimmt hätte, umsomehr da sich
hierfür doch Zeugen aus allen Zonen und Zeiten meldeten. Aber sie
dekretieren ebenso dogmatisch, daß es einfach unmöglich ist. Die
es besonders leicht nehmen, machen es wie die Aufklärer von anno
Toback und berufen sich auf den gesunden Menschenverstand. Da
lobe ich mir einen Naturforscher von der Art eines Arago, der erklärt:
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