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gemeinern darf, die Schulwissenschaft in Bausch und Bogen als
Gegnerin des Okkultismus zu bezeichnen. Noch ist ja der Zweifel am
Okkultismus die herrschende Richtung an unseren Hochschulen, aber
es ist eine abbröckelnde Mehrheit; heute noch der Großteil, aber doch
nicht mehr das Ganze. Sie sehen, daß Ihre Vorwürfe weder die Wissenschaft
als solche, noch ihre heutigen Vertreter in ihrer Gesamtheit
treffen können, sondern höchstens eine herrschende Richtung.
Ich möchte Sie aber einladen, den Widerstreit der Meinungen
grundsätzlich von einer höheren Warte zu beurteilen. Der Kampf
ist der Vater aller Dinge auch in der Wissenschaft und unter dem GeA
Sichtspunkte dieser Naturnotwendigkeit kämpfen nicht nur die anstürmenden
Neuerer, sondern auch die kritisch Besonnenen, die
Zweifler und Bewahrer des Alten einen guten Kampf. Lassen Sie
sich an die wundersame Bhagavad gita erinnern, in der die indischen
Weisheitslehrer zu einer gleich leidenschaftslosen Betrachtung menschlichen
Strebens nach der absoluten Wahrheit gelangen. Unser Teil
heißt pflichtgemäßer Kampf. „Es stiebe jeder seiner unbestochenen
Liebe nach!" „Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen! 4
G.: Gut! Ich will Ihnen auf den Weg der Versöhnung folgen und
meinen Unwillen dämpfen. Und ich finde einen Trost in meinem
Glauben an eine ausgleichende Gerechtigkeit. Unsere edlen und
mutigen Wahrheitszeugen müssen Hohn und Spott und zum Teil sogar
bitterböse Anfeindung hinnehmen, aber es kommt die Zeit, in der sie
glänzend gerechtfertigt dastehen werden und dann werden sich ihre
einstigen Widersacher am liebsten in ein Mauseloch verkriechen wollen.
F.: Jawohl! Der junge Tag klimmt empor. Unser Jahrhundert
gehört dem Okkultismus!
Die Wiedergeburtslelire im Lichte der neueren okkulten Forschung.
Von Dr. Max Kemmerich -München.
Der Durchschnittscuropäer der Gegenwart hat anderes zu tun, als
sich den Kopf zu zerbrechen über die Herkunft seiner Seele, sofern er
diese (überhaupt zugibt und es nicht vorzieht, das Leben als chemischphysikalischen
Prozeß aufzufassen. In der Regel begnügt er sich mit
der Tatsache seines Daseins. Alte Adels- und Bürgerfamilien bringen
wohl auch ihrer Herkunft Interesse entgegen, insofern sie das in ihren
Adern fließende Blut genealogisch zurückzuverf olgen bemüht sind. Aber
über die Herkunft ihrer Seele denken sie nicht nach. Die ist eben zugleich
mit dem Köiper geboren worden, und wenn sie Verschiedenheit
mit denen anderer Menschen zeigt, so erklärt sich das durch die Verschiedenheit
der Vorfahren.
Nicht zu allen Zeiten und nicht in allen Ländern denkt man heute
noch so oberflächlich! Denn anders kann die Ableitung von geistigen
und Charaktereigenschaften aus der Stofflichkeit des Körpers nicht bezeichnet
werden. Es legt ganz und gar kein rühmliches Zeugnis für
unsere Schulphilosophie ab, wenn sie es nicht der Mühe wert findet,
sich mit dieser hochwichtigen Materie zu befassen. Gewiß leugnet sie
nicht die Genialität von Pythagoras und P1 aton , die eine Prä-
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