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laubt. Denn Couzy wurde schon i635 auf Mazarins Veranlassung zerstört
, während Malh6tel erst den Stürmen der französischen Revolution
zum Opfer fiel. Das heißt, daß der Traum Zustände festhält, die in
die Jahre i635—1793 fallen! Wir können die» entweder durch Wiedergeburt
erklären, oder durch Vererbung eines Erinnerungsbildes aus
dem Leben eines einzelnen Vorfahren im Unterbewußtsein, das ja die
unzählige Male von der Ahnenreihe geübte Tätigkeit als „Instinkt"
festhält. So ließe sich auch etwa folgender Traum erklären, den mir
eine Dame erzählte: Sie sah immer eine Burg von unten und außen,
die sie dann nach vielen, vielen Jahren gelegentlich einer Reise zufällig
in der Wirklichkeit entdeckte. Da ihre Familie zwar nicht nachweisbar
aus dem gleichen, ihr gänzlich unbekannten Orte, wohl aber aus derselben
Gegend, Südwestdeutschland, stammte, besteht immerhin die
Möglichkeit, daß sie in einem Vorleben dort gewohnt hat. Für ihre
einstige Hörigkeit würde auch ihr niederer körperlicher Typus und der
Umstand sprechen, daß sie die Burg immer nur von unten und außen
sah, während Personen mit aristokratischem Habitus Schlösser usw.
stets von innen sehen, oder sich dort im« Traume als Herren und daheim
fühlen. Entsprechende Mitteilungen aus dem Leserkreise verpflichten
mich zu Dank.
Die Hypothese der Vererbung versagt aus naheliegenden Gründen
nicht nur dann, wenn die gleiche Todesart stets wiederkehrend im
Traume erscheint, sondern auch im folgenden mir berichteten Falle:
Eine Dame sieht sich seit frühester Jugend immer auf eine Bank 'gespannt
in einem Folterkeller, ohne jedoch die Peiniger selbst wahrzunehmen
, wie in allen mir bekannten derartigen Träumen andere
Personen fehlen. Sie deutete den Traum m. E. richtig dahin, daß sie
einst als Hexe oder Ketzerin gefoltert worden sei. Da nun die Folterung
in kirchlichen Inquisitionsprozessen fast ausnahmslos zur Hinrichtung
führte, so wären nachträgliche Geburten höchst unwahrscheinlich
. Jedenfalls liegt der Gedanke an Wiedergeburt näher.
Neben dem Traume hat der okkulte Forscher noch eine andere
Stütze für seine Hypothese. Der französische Gelehrte A. de R o c h aj s
hat unter dem (übersetzten) Titel „Die aufeinanderfolgenden Leben'
das Resultat seiner langjährigen Versuche an Medien niedergelegt. Indem
er sie einschläferte und allmählich in einen Zustand der Tief-
tranoe versetzte („zweite Lethargie") gelang es ihm, Auskünfte über
das Vorleben zu erhalten. Wurde nun die Trance tiefer, so konnte er
durch Fragen und Befehle „älter" oder „jünger" zu werden, Nachrichten
über eine ganze Reihe von Präexistenzen erhalten. Leider können
wir aus dem Munde der 19 Rochas zu Experimenten dienenden Medien,
deren Schicksale z. T. erschütternd sind, nur folgendes wiedergeben;
Rochas läßt ein Medium jünger werden: Sie sind 4o Jahre alt;
was machen Sie? Sie sind 3o jährig, wo wohnen Sie und womit beschäftigen
Sie sich? Sie sind 20, 10, 5, 3, 1 Jahr alt, werden geboren.
Was ging dieser Zeit voran? — „Ich bin körperlos." — „Nehmen Sie
einen Körper an! Sie sind jetzt 4o Jahre alt." Nach Feststellung des
Namens und der Beschäftigung: „Was tun Sie?" — „Ich such© mich
an jemandem zu rächen, der mir böses tat. Er suchte mir Qual zu be-
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