Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 44
(PDF, 206 MB)
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44 Psychische Studien. LH. Jahrgang. 1. Heft. (Januar 1925.)

sonders bedeutungsvoll und wichtig. Es ist ja bekannt, daß man durch
Suggestion körperliche Veränderungen hervorrufen kann: Starrkrampf
, beschleunigten und verlangsamten Puls usw. Vor allem interessant
ist jenes Experiment, bei dem durch Auflegen eines Stückes
Briefmarkenpapier als spanische Fliege" in der Haut eine Blase entsteht
, also eine organische Veränderung des Körpers. Im Falle des
Feuergehens wird nun umgekehrt der Eintritt einer sonst ganz unvermeidlichen
organischen Veränderung verhindert. Das ist aber im
Grunde genommen noch weit auffallender. Es ist ein Naturgesetz,
daß organische Körper bei Berührung mit sehr heißen Gegenständen
verbrennen bzw. verkohlen. Wenn dies nun hier unter denselben Bedingungen
nicht geschieht, so findet geradezu eine Aufhebung eines
Naturgesetzes statt, d. h. das, was manche als ein ,,Wunder" bezeichnen
und einfach für unmöglich erklären. Wir sagten „unter denselben Bedingungen
genauer sollte es heißen, unter derselben materiell-energetischen
Konstellation; denn eine „Bedingung" ist neu hinzugekommen
: der hypnotische Befehl, der von dem Geist des Hypnotiseurs
ausgeht.

Dieser letzte Umstand beweist nun, daß hier der Geist das Beherrschende
ist; er steht über dem Körper und beeinflußt ihn in
solchem Maße, daß dieser einem sonst unerbittlichen Naturgesetz nicht
folgt, sondern dasselbe umgeht. — Das ist nun aber eine sehr wichtige
Tatsache, weil sie den Primat des Geistes erweist. Das Beherrschende
ist das Höhere, kann nicht dem Beherrschten entsprungen
sein, muß eine Wesenheit für sich sein. Damit aber ist der Materialismus
erledigt. Seine These: ,,Der Geist ist eine Funktion des Gehirns
" ist falsch und muß umgekehrt werden: „Das Gehirn ist eine
Funktion des Geistes"1).

Es ist ja nun freilich nicht so, daß sich diese letztere These nicht
auch sonst beweisen ließe; besonders der wissenschaftliche Okkultismus
liefert für sie in seinen Phänomenen ein schätzbares Material; allein
mit einer Erscheinung wie dem „Feuergehen" wird es geradezu ad
oculos demonstriert, daß der Geist imstande ist, die Materie, zunächst
die des eignen Körpers, zu beherrschen. Und deshalb scheint sie mir
von so großer Bedeutung zu sein. Selbstverständlich wäre es nun
auch fast noch wichtiger, wenn es gelänge, ebenso experimentell nachzuweisen
, daß der Geist die Materie außerhalb des^ eignen Körpers beherrscht
2). Darin liegt z. B. die Bedeutung des Materialisations-Phä-
nomens. Vor allem aber scheint mir in dieser Richtung Grunewald
einen neuen, wertvollen und gangbaren Weg in seinem inter-

') Jene materialistische These ist zwar recht alt, wird aber von Zeit
zu Zeit immer wieder in etwas verbrämter und modernisierter Form aufgewärmt
, so kürzlich durch den Züricher Psychiater Bleuler in seinem Buch
„Naturgeschichte der Seele und ihres Bewußtwerdens". In einer demnächst
erscheinenden Schrift: „Ist der Geist eine Gehirnfunktion?" habe ich
diesen „Materialismus redivivus" zurückgewiesen,

2) Im Grunde ist freilich schon jede Kulturarbeit des Menschen ein
solcher Beweis.


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