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80 Psychische Studien. LH. Jahrgang. 2. Heft. (Februar 1925.)
deren Lösung er selbst nicht kennt: Vierte Wurzel aus 7890/181. Mu-
hamed antwortet 53. Der Doktor wendet das Papier um, und auch diesmal
ist die Lösung vollkommen richtig/4
Mehrere klopf sprechende Hunde sind von kompetenten Untersuchern
geprüft worden. Von einem dieser Tiere teilt Frl. KinderM
mann (Diplom Landw.) in ihrem Büchlein Lola (1919) u. a. folgende
Aeußerung mit: „Warum ich und Sie so rauh geartet. Ich Sie so wenig
kenne. Arbeit, wenn ich nein sage! Auch Essen schlechter in letzter
Zeit. Ursache ist oft Rauheit. Fehler ist Ausgehen zu wenig. Zeig' Ausdauer
in Liebe zu mir!" Lola konnte immer sagen, wieviel Uhr und
wieviel Minuten es war, auch wenn die Anwesender: es nicht wußten
und keine Uhr im Zimmer vorhanden war. Sie sagte das Wetter für
zwei, höchstens drei Tage voraus, so daß Frl. K. sich bei der Heuernte!
häufig danach richtete. Lola ist von den Hohenheimer Professoren;
Krämer, Mack, Kindermann und Ziegler geprüft worden. Letzterer
schreibt darüber: ,,Lola löste in unserer Gegenwart eine Reihe von
Rechenaufgaben, z. B. 5 und 8 ist i3, 3o und 10 weniger i5 ist 2 5,
4 Mk. weniger 1 Mk. 20 ist 2 Mk. 80. Sodann zählte Lola die anwesenden
Personen. Dann wurden auf ein Blatt Papier viele Punkte
gemacht, und sie zählte die Punkte mit einem Blick und gab zuerst 19,
dann richtig 18 an. Sodann gab Lola die Zeit an: 4 Uhr 16 Minuten.,
Nun folgte das Buchstabieren. Bei dem Bild einer Blume buchstabierte
Lola „Blum", bei einer von mir gezeichneten und schlecht geratenen
Katze ,,Tir", und auf die Frage, wie der Mannheimer Hund heiße, antwortete
sie: ,,mein fadr", während wir alle „Rolf" erwartet hatten.
Dann kamen die musikalischen Versuche, welche uns am meisten überraschten
, weil sich hier eine Fähigkeit zeigt, welche die meisten Menschen
nicht besitzen."
Auch die moderne Tierpsychologie, womit allerdings nicht die
Zieglersche gemeint ist, bestätigt unsere alltägliche Erfahrung, welche
es als höchst unwahrscheinlich erscheinen läßt, daß ein Tier lesen«;
rechnen und in menschlicher Weise denken lernen kann. Derselben!
Meinung ist u. a. in seinem sehr lesenswerten Buch „Das Rätsel der
denkenden Tiere" (191 /|) Dr. G. Harter. Dennoch stammen die Antworten
der klopfsprechenden Tiere aus einem menschlich denkenden
persönlichen Geist. Insoweit bin ich anderer Meinung als Harter, daß
ich diesen Geist nicht identifiziere mit dem persönlichen Unterbewußtsein
der verschiedenen Menschen, welche, allein mit den Tieren, richtige
Antworten bekamen. Sonst wäre ja jeder Mensch hellsehend und
telepathisch wirksam.
Dieser Schluß führte mich endlich zu dem, wie es heißt, längst
^überwundenen Geisterglauben. Die Geister, durch welche menschliche
oder tierische Medien buchstäblich besessen werden können, fasse ich
nicht auf als die überlebenden Seelen verstorbener Menschen, sondern
als unmittelbar gedankenlesende, für ihre Wirkungen die Körper
der Medien benutzende denkende Geister, deren Ursprung oder
Kern aus selbständig gewordenen Wünschen und Gedanken besteht. In
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