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92 Psychische Studien. LH. Jahrgang. 2. Heft. (Februar 1925.)
begonnen hat. Es ist ihr durch automatisches Schreiben befohlen worden
, einen Farbstift in die Hand zu nehmen. Sie glaubt, daß die Malereien
auf fremden Einfluß zurückzuführen sind. Sie arbeitet nur,
wenn sie vorher intensiv an ihren verstorbenen Vater bzw. ihren verstorbenen
Onkel gedacht hat. Diese beiden hält sie offenbar für die
Urheber der Malereien. Sie muß erst einen bestimmten Konnex haben,
der sich durch ein starkes Aufstoßen des rechten Armes auf die Tischplatte
kenntlich macht. Sie wählt die Stille mit offenen Augen und
behauptet, daß sie die zu wählenden Farben vorher sähe und daß ihr
die Bedeutung ihrer Malereien innerlich mitgeteilt würde.
Im übrigen vollzieht sich die Ausführung der Malereien in der
gleichen Weise wie bei Dr. K.
Dr. K. hatte die Güte, mir auch einen Band der Malereien der
Frau L. zur Ansicht zu senden. Die Bilder zeigen eine geradezu
fabelhafte Formenschönheit mit entzückenden Farbeneffekten. Auch
hier kommt eine reiche, unerschöpfliche Phantasie in den Motiven
zum Ausdruck.
Ich füge zum Schlüsse dieser Ergänzung den Wunsch an, es möchten
noch andere „Malmedien", welche diese Blätter lesen, die Güte
haben, mir über ihre Kunst und Mediumschaft Näheres mitzuteilen*).
Das Phänomen ist, wie ich schon früher erwähnt habe, wert, eingehend
studiert zu werden. Jeder Beitrag wird mit Dank entgegengenommen.
Nur durch Häufung der Fälle können wir hoffen, der Lösung (der
Rätsel näherzukommen.
Bemerkung zum Kapitel der Malmedien.
Von Prof. T. K. Oesterreich-Tübingen.
Im Oktoberheft der Psychischen Studien hat der verehrte
Senior der deutschen Parapsychologie, Herr General Peter, uns
über ein neues Münchener Malmedium berichtet, Dabei bemerkt
er, daß im Gegensatz zu den sehr häufigen Schreibmedien die
Malmedien sehr selten seien, und zählt Helene Smith, Frieda
Gentes, Frau Aßmann und H. Machner als die einzigen in
den letzten 50 Jahren bekannt gewordenen Malmedien auf. Dazu
möchte ich mir eine kleine Ergänzung gestatten. Gewiß sind die
Malmedien wohl erheblich seltener als die Schreibmedien, aber
sind sie wirklich so extrem selten? Wenn ich nicht sehr irre,
sind in den Annales des Sciences psychiques noch andere Fälie
als die aufgeführten mitgeteilt. Von einem ist mir bestimmt erinnerlich
, es ist der Fall des französischen Schriftstellers Sardou,
der zugleich medial veranlagt war. Ferner ist in den Proceedings
of the American Society in Band III (1909) von Hyslop der Fall
eines amerikanischen Malmediums Mr. Thomson ausführlich beschrieben
worden. Dieser Fall ist sogar dadurch besonders be-
) Meine Anschrift: München, Keitinarstr. 27, I.
Peter.
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