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136 Psychische Studien. LH. Jahrgang. 3. Heft. (März 1925.)
Nun spricht das Medium mit der Stimme eines bekannten (Verstorbenen
und behauptet, die ganze Schar der übrigen Unsichtbaren
zu leiten. Das Medium wünscht, daß das Harmonium gespielt wird
und die Zuhörer singen sollten, währenddem das Medium in tieferen
Trance gebracht werden und mehr Kraft aus ihm genommen werden
soll für die nächste Manifestation.
Man spielt eine Hymne und singt einen Vers, aber noch nicht
genug, man singt ein Wiegenlied usw. Man hört nicht leicht solch
Gemisch von religiöser und weltlicher Musik, allein in dieser Hexenkammer
ist alles anders als sonstwo.
Plötzlich ertönt die Spieldose, aber sie ist nicht, wo sie vorher
war. Es klingt, als ob sie sich schnell im Kreise in der Nähe der Zimmerdecke
bewegen würde. Die Decke ist übrigens in solcher Höhe, daß niemand
hinaufreichen könnte, und abgesehen davon, die Spieldose ist
schwer. Im Saal herrscht Schweigen. Es werden keine Fußtritte gehört
, die einen Mann verraten würden, der mit der Spieldose herumginge
. Ihre Bewegungen sind also recht seltsam.
„Was tut das Medium?" fragen wir den Kontrollierenden. ,,Es
sitzt bewegungslos, aber zitternd in seinem Stuhl ; ich halte seine beiden
Hände."
Es scheint uns nun gewiß, daß er derselbe Schelm ist, wie vorher
mit der Trompete. Zweifellos ist es einer von den Teilnehmern, die in
der ersten Bank sitzen.
Der Bursche soll seinen Lohn erhalten. Wir werden uns seiner
bei der nächsten Sitzung erinnern.
Die Spieldose kommt jetzt wieder mit dumpfem Aufstoß auf den
Tisch herab.
Der ,,Spirit" mit der Stentorstimme frohlockt über seine Heldentat
, die Spieldose bewegt zu haben, und brüllt mit großer Befriedigung
durch die Trompete.
Nun wächst der Tumult. Eine große Trompete fällt von ihrem
Gerüst zur Erde. Der blecherne Trichter wird mit großem Geräusch
auf den Boden geworfen, dann beginnt der Tisch mit vielem Gepolter
sich vor- und rückwärts zu bewegen. Schließlich fällt er um. Eine
Bank, auf welcher Leute sitzen, wird fortgeschoben. Alles in dem
Raum ist jetzt mehr oder weniger in Bewegung.
Mitten unter all dem Lärm undy Getöse hört*man Stimmen sprechen
; mitunter vernimmt man Klopfen an den Wänden, und man kann
mit den Klopftönen wie mit den Stimmen sprechen. Wenn man einen
Klopf ton verlangt, wird er gegeben, und wenn man will, daß an die
Decke oder an einen sonst schwer erreichbaren Ort geschlagen wird,
hört man dort sofort einen schweren Schlag.
Wir glauben sicher, daß all dies natürlich ist. Es ist klar, daß ein
Betrüger diese Geschichten im Dunkeln macht. Dennoch ist es schwierig,
alles zu begreifen. Dieser Bursche muß unglaublich gewandt und flink
sein, all das zu tun, ohne von jemand bemerkt zu werden. Wir denken
an verschiedene Kunstgriffe, welche ihm die Sache erleichtern könnten,
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