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Freudenberg: Seltsame Wirkungen menschlicher Austrahlungen. 169
Es würde zu weit führen, hier den ausführlichen Rapport der
beiden Gelehrten wiederzugeben. Es möge genügen, daß es sich um
Pflanzen und Blumen handelte, die ihre Farbe vollständig bewahrten;
um Wein, der nicht sauer wurde; um Austern, die nicht faulten; um
Fische, deren Farbe und der Glanz ihrer Augen sogar sich erhielt; um
Vögel, um Kaninchen, um einzelne Körperteile, wie Milz und Leber,
Herz, Niere usw.
Mikroskopische Untersuchungen der Blutprobe wurden jeden
dritten Tag vorgenommen und ergaben das Verharren der Blut-
kügelchen im Zustand vollkommener Erhaltung ohne Hämatoiyse
Noch am 20. Tage, kurz bevor die homogene Masse ziemlich plötzlich
solide Konsistenz annahm, war es möglich, eine gleichmäßige Schicht
der halbflüssigen Substanz auf einen Objektträger zu bringen, wobei
die mikroskopische Untersuchung die Blutkügelchen noch als intakt
ergab. Gegenwärtig besitzt die ausgetrocknete Masse eine schöne Purpurfarbe
ohne jede erkennbare Veränderung.
Es muß noch erwähnt werden, daß die völlige Austrocknung 'je
nach dem Gegenstand 3 bis 2 5 Tage nach der Behandlung in Anspruch
nimmt.
Dieser Rapport weckte das Interesse Dr. Geleys, der sich gleichfalls
der Sache annahm und darüber schreibt:
1 ,,Meine erste Sorge nach meiner Ankunft in Bordeaux und einer
Konferenz mit meinen Kollegen war das ärztliche und physiologische
Studium der Frau X.
Frau X. ist eine Dame von ungefähr 5o Jahren, leiblich und seelisch
vollkommen gesund. Sie weist ^keinerlei neuropathische Anzeichen
auf. Anderseits ist ihr guter Glaube absolut und ihre Hingebung grenzenlos
. Sie erbietet sich mit der freundlichsten Miene von der Welt zu
allen Versuchen, zu allen Experimenten, selbst zu recht harten, wenn
man es verlangt. Sie opfert sich auf ohne Rücksicht auf Zeit und Mühe.
Ich füge hinzu, daß sie es zu dem alleinigen Zwecke tut, das bekann t-
zumachen, was sie für die Wahrheit hält, daß sie nie eine Entschädigung
annimmt, daß ihre Bescheidenheit sie veranlaßt, nie ihr Inkognito
zu lüften, sondern Frau X. zu bleiben.
Ich habe während zweLWochen diesen Experimenten beigewohnt.
Sie verfährt folgendermaßen: Sie breitet die ihr zugeführten Gegenstände
auf einem Tische aus. Während meines Aufenthalts in Bordeaux
brachten wir ihr bis zu 3o Stück auf einmal zur Behandlung. Ueber
die ausgelegten Objekte breitet sie ihre Hände in Entfernung von einigen
Zentimetern aus. Bisweilen macht sie auch Striche darüber mit den
Fingerspitzen oder der Handfläche. Von Zeit zu Zeit wendet sie die
Gegenstände um, um sie von allen Seiten zu beeinflussen. Doch diese
Maßregeln scheinen nicht durchaus nötig. Schon ihre unmittelbare
Nähe genügt, die Dinge zu beeindrucken, auch wenn sie die Hände nicht
darüber hält.
Die Sitzungen dauern ungefähr eine Viertelstunde, und bisweilen
hält sie deren zwei an einem Tage ab.
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