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178 Psychische Studien. LH. Jahrgang. 3. Heft. (März 1925.)
oder Taschenspielerei beruhen. Diese Erklärung, die unter anderem auch
von dem kürzlich bei einer Flugzeugkatastrophe verunglückten Leiter
des Pariser metapsychischen Instituts Dr. Gele y unterzeichnet war,
stellte fest, diaß Guzik bei allen Versuchen streng kontrolliert wurde,
daß er immer in einem taschenlosen Pyjama sich produzieren mußte und
daß man ihm Hände und Füße mit kurzen, doppelt plombierten Bändern
fesselte. Ueberdies wurde natürlich die übliche Kontrolle der Hände
des Mediums ausgeübt. Durch dieses Gutachten rehabilitiert, setzte Guzik
seine Produktionen in den verschiedensten Städten Europas fort, unterwarf
sich einigen Prüfungen der Gesellschaft für wissenschaftlichen Okkultismus
in Berlin, und auch die während des internationalen Kongresses
für psychische Forschungen in Warschau mit Guzik abgehaltenen Seancen
ergaben durchaus positive Resultate. Bloß ein einziger amerikanischer
Sachverständiger äußerte sich damals recht skeptisch über Guziks Materialisationsphänomene
. Diese Erfolge hatte Guzik wohl nicht bloß seinem
großen Taschenspielertalent zu verdanken, sondern in erster Reihe der
Tatsache, daß er bisher instinktiv Blitzlichtaufniahmen bei seinen Seancen
nicht zuließ. Auch die seinerzeitige Entlarvung in Paris stützte sich nur
auf unmittelbare Wahrnehmungen der kontrollierenden Gelehrten, die
auf die Mithilfe der photographischen Platte verzichten mußten.
Den Mitgliedern der Krakauer Metapsychischen Gesellschaft gelang
es nun endlich das Medium dazu zu bewogen, sich mit Blitzlichtaufnahmen
einverstanden zu erklären. Ingenieur Dofzla installierte im Zimmer
in dem die Seancen stattfanden, einen sinnreichen Apparat zur elektrischen
Entzündung des Magnesiums. Die Leitung zum Scheinwerfer endigte mit
einer Birne, die hinter dem Medium in einer Entfernung von etwa 60 bis
70 Zentimeter an der Wand angebracht wurde. Es wurde ausgemacht
daß im gegebenen Augenblick das Phantom selbst
durch einen Druck auf die Birne den elektrischen
Strom einschalte und das Magnesium zur Entzündung
b r i n ge . Guzik stellte sich sehr zuversichtlich, erklärte sich mit allem
einverstanden und schien in den ersten Seancen disponierter denn je zu
sein. Er rechnete eben offenbar damit, daß ihn auch diesmal seine langjährige
Erfahrung nicht im Stich lassen werde.
Wie ein im Krakauer „Kuryer Codzienny" veröffentlichter Bericht
des Sekretärs der Metapsychischen Gesellschaft, des bekannten polnischen
Publizisten Ludwig Szczepanski, zu entnehmen ist, gingen die ersten
Seancen durchaus „programmgemäß" vor sich. In der ersten Sitzung
verfiel das Medium nach zwanzig Minsuten in Trance, worauf sofort
verschiedene Phänomene sichtbar wurden. Plötzlich wurde unter großem
Lärm die elektrische Leitung von der Wand herabgerissen und bald
darauf blitzte in einem Augenblick, da vollständige Ruhe herrschte unc)
kein Phantom sichtbar war, das Magnesiumlicht auf. Alle Anwesenden
waren nun überzeugt, daß das Phantom selbst das Licht entzündet habe.
Die einzige Enttäuschung bestand darin, daß dies in einem Moment
erfolgte, in dem sonst gar nichts „los war". Etwas bedenklicher stellte
sich freilich die Sache dar, als es sich zeigte, daß auch auf den entwickelten
Platten kein Phantom zu sehen war. Guzik saß am Tisch mit angelehntem
Kopf, offenbar in Trance. Aber ganz deutlich war auf der Platte zu
sehen, d a ß die Litze der elektrischen Leitung sich i n
unmittelbarer Nähe derrland des Mediums befand. Das
bewies, daß nicht das Phantom, sondern das Medium selbst das Magnesiumlicht
entzündet hatte. Diese Tatsache war verdächtig genug, aber
noch bot sich keine genügende Handhabe für die Annahme irgendwelcher
betrügerischer Manipulationen des Mediums. Es war ja immerhin denkbar,
daß das Medium durchaus unbewußt gehandelt und auf Geheiß des Phantoms
die Leitung herabgerissen und den zur Entzündung des Lichtes
notwendigen Druck auf den Zünder ausgeübt hatte. Noch lag also kein
Beweis einer betrügerischen Handlung vor; bedenklich erschien bloß die
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