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80 Psychische Studien. LH. Jahrgang. 3. Heft. (März 1925.)
der zwanglos erscheinenden Hefte soll eine in sich abgeschlossene Arbeit
bringen. Es gilt den Weg zu finden und zu steuern zwischen den Klippen
einer rein physiologisch-materialistisch gegründeten, in unfruchtbarer
Enge und Selbstbindung erstickenden sogenannten Seelenlehre einerseits
und einem kritiklosen Aberglauben andererseits.
Bereits im Jahre 1921 beabsichtigte der Verlag Marhold ein dem
jetzigen ähnliches Unternehmen ins Leben zu rufen und wandte sich
mit einem dahingehenden Aufruf, der zugleich von Dr. von Wasielewski
und dem Hallenser Univ.-Prof. Dr. Max Kauffmann unterzeichnet war,
an weitere wissenschaftliche Kreise. Die Ungunst der Zeiten war
damals dem Plane nicht günstig, und so möchte der Verlag nun
erneut die noch abseits stehenden Vertreter der „offiziellen Wissenschaft
" gewinnen, um einen den Archiven der großen englischen und
amerikanischen Gesellschaften ähnlichen neuen Sammelpunkt zur wissenschaftlichen
Erforschung des Okkultismus zu schaffen.
Es ist nur zu begrüßen, wenn auch von dieser Seite versucht wird,
eine Bresche in den Wall der noch in Ruhestellung sich verhaltenden
deutschen Gelehrtenwelt zu legen.
Wir beglückwünschen den Verlag und die auch unseren Lesern
wohlbekannte Redaktion aufrichtig zu dem Unternehmen und hoffen,
die neue Sammlung möge kräftig zu einer endlichen allgemeinen
Anerkennung und zu weiterem Ausbau des für die planmäßige Forschung
immer noch ein Neuland bildenden Gebietes beitragen. Dr. Sünner.
Wie die Zeitungen aus Budapest melden, ist dort das Pseudomedium
Laszlo, der „okkultistische Hochstapler", zu vier Monaten Gefängnis verurteilt
worden, wegen Verleitung zum Selbstmord bei seiner Geliebten.
Das junge Mädchen schoß sich im Jahre 1921 im Beisein Laszlos ins
Herz, „weil er einmal dabei sein wollte, wie aus ieinem Menschen ein
Geist wurde". Die Gutachten der Gerichtsärzte stellten Laszlo übereinstimmend
als gleichzeitig schwärmerisch und verbrecherisch veranlagten
, in hohem Grade degenerierten Menschen dar. Es sind übrigens
gegen Laszlo noch mehrere andere Prozesse im Zuge, wegen verschiedener
Diebstahle und Betrügereien, die er sich vor sechs Jahren, als Soldat
, hatte zuschulden kommen lassen, und wegen Desertion.
Zeitungs-Rundschau.
Nachdem mit dem im Februarheft eingehend gewürdigten Buch
des Prager Universitätsprofessors Dr. Fischer (Psychiatrie und Neurologie
) wieder ein Vertreter der offiziellen wissenschaftlichen Kreise in
die Reihen der Vorkämpfer der Parapsychologie eingetreten ist, freuen
wir uns, in dem Bonner Philosophen Professor Dr. Johannes M. Ver-
weyen wiederum einen Angehörigen der Universität zu den Unseren
rechnen zu dürfen. Herr Prof. Verweyen wird auf Grund eifrigen
Studiums und eigener Beobachtungen in Zukunft tatkräftig die Sache
des Okkultismus fördern, und in einem demnächstigen Aufsatz über:
„Monismus und Okkultismus" sich den Lesern unserer Zeitschrift vorstellen
. Wir bringen im Nachfolgenden die Würdigung eines Vortrages
in Dresden, aus den dortigen „Neuesten Nachrichten" vom
10. Januar:
Ueber Weltgeheimnis und okkulte Dinge sprach der Bonner Professor
Verweyen im Harmoniesaal. Es war befreiend, über diese
Dinge einen Mann zu hören, der nebliger Phantastik ebenso fern ist
wie orthodoxem Rationalismus. In der Klarheit des Satzbaues schon
spiegelte sich ein logischer und kritischer Geist. Die Welterklärung,
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