Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 197
(PDF, 206 MB)
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Verweyen: Mystik und Monismus.

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heit hatten oder keine Gelegenheit nahmen, die Neuerscheinungen zu
prüfen? Solche Instanz wäre offenbar höchst trügerisch. Oder etwa
der Verstand derer, welche die Anerkennung ungewohnter Vorgänge
unabhängig machen von der Einsicht ihres Zusammenhanges mit anderen
bekannten Vorgängen? Solche Instanz würde gleichfalls wenig zuverlässig
sein. Sie machte die Tatsache abhängig von der Theorie, das
Experiment von seiner Erklärung, und verfiele in einen methodischen
Irrtum, den die Geschichte der Entdeckungen und Erfindungen aufs
schärfste verurteilt.

Nur der allem Neuen aufgeschlossene, elastische, nicht in alten
Denkformen und Denkinhalten erstarrte Verstand, nur der wahrhaft
voraussetzungslose methodische — nicht auf Materialismus oder Mechanismus
dogmatisch festgelegte Monismus ist eine geeignete Instanz des
okkulten Forschungsgebietes.

Noch in einem anderen Sinne verlangt die Formel vom Verstand
als der letzten Instanz eine Einschränkung. Sie bedroht die Eigenrechte
aller Lebensgebiete, die — wenn auch verstandesmäßiger und insofern
monistischer Betrachtung zugänglich — dennoch in solcher Rationalisierung
sich nicht erschöpfen, sondern einen Eigenwert in sich tragen.
So kann ein starkes Gefühl, wie immer es entstanden und bedingt sein
mag, von unmittelbarem Lebenswerte sein und in dieser Hinsicht den
Gegenstand unreflektierten Erlebens bilden. Die Welt des Schönen,
im ästhetischen Erlebnis erfaßt und aufgenommen, empfängt ihren
geistigen Wert und ihre praktische Lebensbedeutung nicht von Gnaden
des Verstandes, der sie erst zu genehmigen hätte. Ebenso ist auch die
Mystik, sofern ihre ekstatischen Visionen nicht den Wirklichkeitsaussagen
des Verstandes widersprechen, ein besonderes Lebensgebiet, das
seinen Wert als solches nicht erst vom Verstände als der letzten Instanz
empfängt.

Den Verstand als letzte Instanz nicht nur in Sachen der Erklärung,
sondern auch als unmittelbaren Erlebens proklamieren, seine Herrschaft
zu Alleinherrschaft steigern, ihn gleichsam aus einem freiheitlichen
Aufbauprinzip in ein absolutistisches verwandeln, heißt einem
Intellektualismus verfallen, der zuletzt unschöpferisch ist, weil er die
Unmittelbarkeit des strömenden Lebens, das Quellwerk durch das Machwerk
bedroht, schließlich die ganze monistische Organisation und Bewegung
selbst in ihrer eigenen Lebendigkeit gefährdet. Denn Kultur
kann nicht gemacht werden, sondern sie wächst und quillt als ein im
letzten Grunde irrationaler, um nicht zu sagen, mystischer Prozeß.

Intellektualistischer, dem Irrationalen und dessen Eigenrechten
feindlicher Monismus kommt folgerichtig auch zu einer Geringschätzung
gegenüber der Mystik und findet darin seine eigene Grenze.

Es ist lehrreich und dient der Klärung der zeitgeschichtlichen
Lage, die Stellung einzelner Monisten zur Mystik in wenigen Strichen
festzuhalten.

In den Schriften Wilhelm Ostwalds begegnet man zu wiederholten
Malen der Gleichung Mystik gleich unwissenschaftlich. Es drückt sich


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