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Kleine Mitteilungen.
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Einige Tage später trafen wir wieder in Elsfleth ein. Gleich nach
der ersten Begrüßung fragte ich meinen Sohn: „Wie war eigentlich die
Geschichte, als du beim Segeln ins Wasser fielst?" „Beim Segeln war
es eigentlich nicht," entgegnete er, „sondern nachher, als das Boot schon
wieder vor der Boje lag." Seine dann folgende Schilderung deckte sich
in jeder Einzelheit mit dem, was ich im! Traume; gesehen und hier berichtet
habe. (Besonders betonen möchte ich, daß die Backbordseite
stimmte, daß mein Sohn mit gespreizten Beinen ins Wasser fiel, und daß
er lachend wieder auftauchte. Hervorheben! möchte ich ferner, daß das
Traumbild in dem Augenblick, wo mein Sohn als gerettet anzusehen war,
so rasch verblaßte, daß ich nicht mehr erkannt habe, ob er sich ins Beiboot
oder in die Jacht rettete. Auch die Gesichtszüge des jungen Mannes,
der mit Segelbergen beschäftigt war, habe ich nicht erkannt, während
ich lim Antlitz meines Sohnes jeden Zug deutlich vor mir sah, von der
Brille, die er trägt, bis zu dem lachenden Munde. Meine Frage, ob er
bei d^m Unfall an mich gedacht oder Angst gehabt habe, verneinte er
ganz entschieden. Er hätte mit seinem Freunde nur ungeheuren Spaß an
der ganzen Sache gehabt. Der Fall hat sich am Nachmittag etwa iijfri
sechs Uhr ereignet, also mehrere Stunden vor meinem Traume. Für die
Untersuchung des Falles mag vielleicht von Interesse sein, daß ich im
Traum offenbar von Norden her auf das nordwärts gerichtete Heck der
Jacht blickte, während ich mich in Wirklichkeit mehrere 100 km südlich
von Elsfleth befand.
Ich bem'erke noch, daß ich bis zu dem eigenen Erlebnis allen Be^
richten über Fernsehen mit großer Skepsis gegenüber gestanden habe.
Dr. Möller, Elsfleth (Oldenburg).
Ein Plädoyer zu Gunsten des Mediums Erto.
In der italienischen Zeitung „Mo ndo Occulto" (Sept./Okt. 24)
setzt Zingarapoli die Gründe auseinander, die ihn veranlassen, nicht
sofort der Meinung zuzustimmen, die man sich im Pariser internationalen
metapsychischen Institut in Bezug auf die tatsächliche Natur der durch
das Medium Erto hervorgebrachten Leuchtphänomene gebildet habe.
Der Verfasser stützt sich auf Angaben und persönliche Erinnerungen,
um (seine Ansicht zu begründen, daß, wenn auch der besagte Erto
gelegentlich ein Betrüger — wie es Eusapia Paladino war —
wäre, er sich darum doch nicht minder befähigt zu echten Phänomenen
gezeigt habe, die vollständig hinreichten, um seine unbestreitbare Me-
dialität zu beweisen.
Zingarapoli machte mit Erto Versuche in Neapel und berichtete
als erster darüber in der italienischen Presse (Giornale d'Italia»
14. Juli; 1921), Mo ndo Occulto (Januar 1922) und später (Roma della
dominica). Er war es, der dem Professor Ch. Riehet die Existenz
von Erto, im Einverständnis mit Professor S a n g u i n e t i , mitteilte.
Er erklärt heute, daß wenn die durch das Medium hervorgebrachten
Erscheinungen als auf Betrug beruhend erklärt werden müßten, er diesen
Betrüger noch 'energischer blamieren würde, als es die Pariser Gelehrten
taten, in Anbetracht der Tatsache, daß das Medium von ihm eingeführt
worden sei, und daß, von einem allgemeinen Gesichtspunkt aus betrachtet
, ein Verrat der Wissenschaft auf dem parapsychischen Gebiete nichts
weniger bedeutet, wie der niedrigste Frevel an dem erhabensten Problem
, das den Menschengeist beschäftigt.
„Aber", so fragt er, — ein wenig verzweifelt, denn schließlich konnte
das Vorhandensein von Cereisen in den Kleidern des Mediums nicht
bezweifelt werden — ,,ist man sicher, daß damit ein Trick verbunden
war?" Nach seiner Meinung sind die in Paris beobachteten Phänomene
stets minderwertiger gewesen, als die viel vollendeteren, die in
Neapel konstatiert worden sind. Die Leuchterscheinungen, die von
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