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228 Psychische Studien. LH. Jahrgang. 4. Heft. (April 1925.)
es als sicher erscheinen lassen, daß sich die Atmungsfrequenz nach
der Eigenfrequenz des schwingenden Systems richtet, das durch den Einfluß
des Mediums in Bewegung gebracht wird. Schon vor Abschluß
meiner eigenen Versuche war ich zu der Vermutung gekommen, daß ein
solcher Zusammenhang bestehen könne; durch welche Umstände, soll
später gesagt werden.
Um Sehwingungserscheinungen zu erhalten, deren Natur von selbst
dafür spricht, daß sie nicht durch rhythmische mechanische Erschütterungen
des Versuchstisches entstanden sein können, ist Prof. W., der
anfangs noch mit einer Nachbildung meiner eigenen Wage gearbeitet
hat, zu einer sehr einfachen Versuchsanordnung mit zwei gleich langen
Fadenpendeln in der Größenordnung von i m Länge übergegangen. Er
wurde dabei geleitet von einer Ueberlegung, die mich selbst schon bei
meinen früheren Versuchen mit dem Berliner Medium „Femme mas-
quee" zur Anwendung derselben Versuchsanordnung geführt hatte.
Hat man an einem auf dem Versuchstisch befestigten Gestell in
geringem Abstände nebeneinander zwei genau gleichartige und gleich
lange Pendel aufgehängt, so werden diese, wenn der Tisch direkt oder
durch Stöße vom Fußboden her erschüttert wird, stets gleichzeitig in
Schwingung geraten und genau gleichartige Schwingungen vollführen.
Nie wird es möglich sein, daß eins der Pendel stillstehen bleibt, während
das andere etwa größere Ausschläge macht. Passiert es nun aber doch,
daß das eine Pendel sich bewegt, während das andere in Ruhe bleibt,
dann kann dies nur durch Kräfte geschehen, die unmittelbar auf das
eine Pendel, jedenfalls ohne Vermittlung des Tisches, wirken. So läßt
sich durch in besonderer Weise gerichtete Luftströmungen, durch elektrische
und, bei passendem Pendelmaterial, auch durch magnetische
Kräfte, das eine oder das andere Pendel je nach Wunsch allein in Bewegung
setzen. Um alle bekannten physikalischen Einwirkungsmöglichkeiten
von vornherein auszuschließen, hat Prof. W., so wie das
schon bei meiner Wage geschehen war, die Pendel in einem allseitig
geschlossenen Kasten aufgehängt, der zur Beobachtung der Pendel zum
Teil mit Glasscheiben abgedeckt war. Diese wurden zum Ueberfluß
noch, um elektrische Ladungen auf ihnen abzuleiten, mit einem geerdeten
Drahtnetz überzogen.
Schließlich baute Prof. W. die ganze Versuchsanordnung auf eint™
besonderen kleinen Tisch auf, der direkt auf dem Fußboden stand.
Um diese Anordnung herum, ohne jede direkte* Berührung damit, nur
ebenfalls auf dem Fußboden befestigt, wurde dann ein allseitig geschlossener
, kastenartiger Tisch angeordnet, auf dessen horizontale
Platte sich die Versuchsteilnehmer und mit ihnen das Medium mit den
Armen aufstützen durften, ohne daß dadurch die innere Pendelanordnung
erkennbar beeinflußt wurde. Innerhalb des äußeren Kastentisches
war weiterhin ein Registrierapparat angeordnet, der ein i5o mm
breites Band lichtempfindlichen Papieres, wie ich es auch verwende, mit
gleichförmiger Geschwindigkeit horizontal unter den beiden Pendelkörpern
vorbeibewegte. Die letzteren waren innen mit kleinen elek-
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