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Zimmer: Telepathieversudie mit Tieren und „denkende Tiere", 253
So spricht vieles dafür, daß es nicht die oberbewußt gewollte und
unter Umständen mit großer Energieanspannung versuchte Einwirkung
ist, die beim Perzipienten den Einfluß ausübt, sondern irgendwelche
mit Wollen verbundene Vorgänge im Unterbewußtsein.
(Es sei mir gestattet, hier einige Gedankengänge einzufügen, obwohl
sie nicht eigentlich zum Thema der Tiertelepathie gehören: Wenn
wir annehmen, daß es Beziehungen von Unterbewußtsein zu Unterbewußtsein
zwischen Agenten und Perzipienten sind, die telepathische
Wirkung bedingen, können wir vermuten, daß das Oberbewußtsein nicht
bloß beim Perzipienten als Hemmnis für den Empfang, sondern auch
beim Agenten als Hemmnis für die Beeinflussung wirkt. Es liegt dann
der Gedanke nahe, zu versuchen, auch das Unterbewußtsein des Agenten
durch Hypnose einzuschränken. Es wäre also das Experiment anzustellen
, einen Agenten in Hypnose zu versetzen und ihm den Befehl zu
geben, telepathisch auf eine zweite, ebenfalls hypnotisierte Person oder
aber auf ein Tier einzuwirken. %
Daß dieses Experiment Erfolg verspricht, darauf scheinen mir
einige Ergebnisse hinzuweisen, die Bruck [1. c] hatte. Er machte einen
Simultanversuch, d. h. er hypnotisierte zwei Versuchspersonen und
suchte auf beide gleichzeitig das Bild einer Leiter telepathisch zu übertragen
. Die eine Person, R., das bessere Medium, zeichnete eine Leiter,
aber nicht eine solche mit drehrunden Holzteilen, wie sie das Original
aufwies, sondern eine Leiter, wie sie in Bibliotheken und im Haushalt
üblich sind, mit breiten, brettartigen Stufen und Seitenteilen. Die
zweite Person, Z., zeichnete ein Gebilde, das etwa wie ein Regal aussieht
. Die Aehnlichkeit zwischen diesen beiden Lösungen ist größer
als die Aehnlichkeit der Z,-Lösung mit dem Original. Ich verweise auf
die Figuren 7, 7 a und 7 b bei Bruck und dann noch weiterhin auf
die Zeichnungen zu andern Simultanversuchen mit den beiden gleichen
Personen, nämlich auf die Figuren 23, 23 a, 23 c, 23 d, 23 e. Auch
hier wieder erkennt man, daß die Aehnlichkeit zwischen den Lösungen
der beiden Personen größer ist. als die Aehnlichkeit zwischen diesen und
dem Original. Es liegt die Vermutung nahe, daß Z. nicht durch den
oberbewußten Willen des Versuchsleiters, sondern durch das Unterbewußtsein
R.s beeinflußt worden ist.)
Einige interessante Ausblicke gewähren noch Versuche, die mit
,.denkenden Tieren" gemacht wurden. Um den Einwand abzuweisen,
es handle sich um bewußte oder unbewußte Zeichen, die der Experimentator
dem Tiere gibt, wurden ,.unwissentliche" Versuche gemacht.
Man verzeihe dieses unschöne, aber nun einmal eingeführte Wort, durch
das gesagt werden soll, daß die gestellte Aufgabe keinem der beim Experiment
Anwesenden bekannt ist. Der Experimentator zeigte dem Tier
eine Abbildung oder eine Rechenaufgabe, die er selber nicht kannte und
die keiner der Anwesenden sehen konnte, trotzdem gaben die Tiere die
Beschreibung oder die Lösung in der üblichen Form. Nicht alle der so
gemachten Versuche erscheinen mir einwandfrei. Aber bei einer ganzen
Reihe kann man doch keine Ausstellungen machen.
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