Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 272
(PDF, 206 MB)
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272 Psychische Studien. LH. Jahrgang. 5. Heft. (Mai 1925.)

gesicherten Wissens ohne zwingende Gründe zu verlassen. Unter diesen
Umständen erhebt sich daher die Frage, welche von den behaupteten
okkulten Phänomenen an unser bisheriges naturwissenschaftliches
Denken die geringsten Zumutungen
stellen. Merkwürdigerweise sind dies Manifestationen einer
scheinbar transzendenten Intelligenz, deren weitaus
überwiegende Erscheinungsformen an Tatsachen, von denen sich unsere
Schulweisheit nichts träumen ließ, nur die eine voraussetzen, daß {es
sensitive Menschen gibt, die namentlich in somnambulem Zustande
unsere seelischen Vorgänge unmittelbar zu erfassen
vermögen.

An dieser Tatsache ist heute nicht mehr zu zweifeln, obwohl fun~
sere wissenschaftliche Erkenntnis noch nicht ausreicht, sie einwandfrei
zu erklären. Wir kennen kein Organ des telepathischen Sinnes. Vermutlich
beruht dieser auf einem zur Zeit noch nicht näher erklärbaren
Einfühlungsvorgang, einer Verwischung der seelischen
Grenzen zwischen dem Ich und dem Du. Anscheinend wird seine Funktion
durch eine sympathische Beziehung zwischen Geber und
Empfanger erleichtert, eine Schlußfolgerung, die sich daraus ergibt,
daß bisweilen Menschen von durchaus normaler Sensibilität, wenn sie
in einen Zustand sexueller Hörigkeit geraten, in bezug auf das Subjekt
ihrer Hörigkeit fernfühlend werden.

Wohl mit Recht bezeichnet der Breslauer Nervenarzt Dr. Kindborg
die telepathische Fähigkeit als einen Atavismus, da Telepathie
das gewöhnliche Verständigungsmittel unter vielen Tierarten sei, die
keine sprachlichen oder sonstigen Verstaudigungsmittel haben, gleichwohl
aber oft wie auf Kommando gemeinsam handeln oder über gewaltige
Entfernungen zueinander finden, besonders das Männchen zum
Weibchen. Infolge der Entwicklung der Sprache ging dieses teils als
L iebespost, teils zur Er zi elung eines gemeinsamen
Aktionsimpulses der Kollekti vseel e gebrauchte Ueber-
tragiingsmittel dem Menschen bis auf geringe Ueberreste verloren.

Erfahrungsgemäß reagiert der telepathische Sinn bei Sensitiven
vorwiegend ohne entsprechende Willensanstrengung
des Gebers und in den meisten Fällen sogar stärker auf unbewußte
als auf bewußte Vorstellungen. Ersteres ist verständlich, wenn man
sich die Auffassung zu eigen macht, daß es sich um eine Funktion handelt
, die für ein früheres Stadium der Entwicklungsgeschichte der
Menschheit als lebenswichtig anzusehen ist. Lebenswichtige Funktionen
sind stets unwillkürlich und geben der Betätigung einer so leicht mißbräuchlich
zu benutzenden Einrichtung, wie es der Wille ist, meist
auch gar keinen Raum. Ebenso erklärlich ist die Bevorzugung unbewußter
Vorstellungen, wenn wir uns der Freudschen Lehre erinnern,
daß eine Vorstellung abreagiert, wenn sie in das Bewußtsein tritt,
während unbewußte Vorstellungen eine solche Kraft erlangen können,
daß sie psychopathische Zustände verursachen, wenn sie dauernd vom
Bewußtsein verdrängt werden. Die Kraft also, mit der sich eine Vor-


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