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Szczepanski: Guziks Laufbahn und Entlarvung.
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lieh riß „etwas' mit starker Kraft und starkem Geräusch die elektrische
Leitung von der Wand, und nach einigen Minuten blitzte, in einem
Augenblick, da vollständige Ruhe herrschte und
kein Phantom sichtbar war, das Magnesiumlicht auf. Natürlich
waren alle Anwesenden der Meinung, daß das Licht durch mediale
Kraft entzündet wurde; man wunderte sich nur, daß dies in einem
Moment erfolgte, in dem sonst gar nichts ,,los war".
Bedenklicher wurde die Sache, als die entwickelten Platten uns
das Bild Guziks zeigten, wie er am Tische saß, mit angelehntem Kopf,
offenbar im Trance. Und ganz deutlich war auf der Platte zu sehen,
daß der von der Wand weggerissene Leitungsdraht zu seinem Sessel
sich hinzog und um seinen Aermel sich windet. .. Daraus konnte man
wohl schließen, daß nicht durch mediale Kraft, nicht durch ein Phantom
, aber darch Guzik selbst, der sich eine Hand irgendwie befreite,
das Magnesiumlicht entzündet wurde.
Auch die nächste Sitzung ergab dasselbe Resultat. Wieder wurde
durch geheime Kraft der Leitungsdraht von der Wand hinter Guzik
herabgerissen, und das Magnesiumlicht flammte auf im Moment, wo
nichts „los war"! Und wieder sah man Leitungsdraht unter dem Sessel
Guziks, der vielleicht diesmal durch Druck mit dem Fuß auf die)
Birne das Licht zur Entzündung brachte.
Natürlich zeigten wir die Photos Guzik nicht und sagten ihm, daß
die Aufnahmen mißlungen waren. Es lag aber noch immer kei^n
Beweis einer betrügerischen Handlung seitens Guziks vor: es
war ja immerhin möglich, daß wjir es entweder mit einem wirklichen
telekinetischen Phänomen zu tun hatten, oder daß Guzik unbewußt
gehandelt hat. Wie er sich aber die Hand befreit hat, war uns noch ein
Rätsel. Die Kontrolle war doch genau! Das war wenigstens unsere
Meinung.
Am dritten Tag wurde aber, ohne Wissen des M e d i ui (m s
ein zweiter Zü nder im Zimmer angebracht, und zwar
gegenüber dem ersten. Die Seance war diesmal ganz ergiebig. Es gab
viele Berührungen der Teilnehmer, Lichter flackerten herum, man sah
ein nebelhaftes Phantom, das undeutliche Worte murmelte und sich
zum Kontrolleur, der zur linken Seite Guziks saß (einem bekannten
Maler, Herr W.), wandte ... In diesem Momente blitzte das
Licht auf. Aber es wurde nicht vom Phantom und nicht vom
Med ium, sondern von mir entzündet — und zwar im interessantesten
Augenblick.
,,Bravo!" riefen alle Teilnehmer, von denen nur zwei wußten, daß
ein zweiter Zünder installiert wurde. Guzik aber zuckte nur zusammen
— und sagte zu seinem Nachbar Herrn W.: „Aber es war ja nichts . .
Die Sitzung dauerte noch einige Minuten. Guzik saß regungslos,
aber nichts zeigte sich mehr.
Und auch zwei weitere Sitzungen waren vollkommen negativ.
Guzik traute den Apparaten nicht — und wir mußten sie entfernen,
um doch noch einige Phänomene zu erhalten.
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