Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 357
(PDF, 206 MB)
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Reichenau: Ist Prophezeien möglich?

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eine andere Weise erlangten Wissens geschehe" (R. Tischner in „Unser©
Welt", 4- a5). Wäre dies der Fall, so ständen wir vor einem Wunder,
für das wir keinerlei Erklärung hätten. Oder das Wissen und Schauen
müßte auch auf einem Vorauserkennen des Ablaufs der Ereignisse beruhen
, auf unbewußten Schlußfolgerungen aus Erfahrungsmaterial.
Aber im Unterschied zum unechten Prophezeien aus solchem Material,
das keinem menschlichen Erkennen mehr zugänglich
ist. Alles, was noch Anhaltspunkte in den Grenzen des Menschlichen
hat, scheidet aus. — Es ist diese Bedeutung, die man allgemein dem
Begriff der Prophetie unterlegt. Nur von dieser sei hier die Rede,
denn nur sie ist es, die eine besondere Stellung einnimmt in den menschlichen
Leistungen. Ausgeschlossen ist bei ihr natürlich auch jede Möglichkeit
des Erratens, jedes Eintreffen durch Zufall oder auch das Eintreffen
des Prophezeiten infolge suggestiver Wirkung der Vorhersage. —
Das Eintreffen infolge dieser Wirkung, die gar nicht bewußt oder gewollt
ausgeübt zu werden braucht, hat vermutlich einen weit größeren
Umfang, als man allgemein annimmt, spielt also beim Eintreffen des
Prophezeiten eine bedeutsame Rolle. — Wie dem aber auch sei — ein
Prophezeien auf Grund irgendeiner dem Menschen zugänglichen Erfahrung
liegt ohne weiteres im Bereich des Möglichen; die Frage bleibt
nur offen für das echte Prophezeien, von dem hier die Rede sein soll.

Wenn man — wie es dieses Thema fordert — untersuchen will,
ob irgend etwas möglich sei, so kann das nur heißen: ist es möglich
auf Grund der von uns bisher erkannten Gesetzmäßigkeit des Naturgeschehens
? Niemals kann es heißen: ,,ist es überhaupt möglich?"
Denn — unmöglich ist einfach nichts! Es ist möglich, daß morgen die
Sterne vom Himmel fallen, oder die Sonne nicht mehr aufgeht. Die
Schwerkraft brauchte nur eine Minute ihre allumfassende Gewalt einzubüßen
. Geschehe das, so hätten wir unsere Anschauungen von der
Gültigkeit des Gesetzes der Schwerkraftwirkung entsprechend zu ändern,
und was gestern unmöglich war, wäre morgen ein gesetzmäßig erkannter
Vorgang — eingeordnet in unser Wissen vom Weltgeschehen.

Die Frage: „ob möglich oder unmöglich'' kann also immer nur in
bezug auf die von uns bisher beobachtete Naturgesetzlichkeit gestellt
werden. Diese Gesetzlichkeit haben wir aus den Erfahrungen gefolgert,
die uns zeigen, daß die Natur sich immer1 iftx einer ganz bestimmtem
Art und Weise äußert. Nicht nur über die Menschheitsgeschichte reichen
diese Erfahrungen, die verschiedenen Entwicklungsepochen des Weltalls
, die wir gleichzeitig wahrnehmen, der Lauf der Gestirne, das kosmische
Geschehen lehrt uns, daß es große universale Gesetze gibt, die
Jahrmillionen gültig gewesen sein mußten, um den derzeitigen Zustand
des Alls herbeizuführen (wie Gravitation, Energiegesetze). So haben
diese Gesetze und die auf ihnen gegründeten Anschauungen einen hohen
Grad der Gewißheit. Sie ergeben mit anderen, die mehr oder weniger
universal, mehr oder weniger durch die Länge und den Umfang der
Erfahrung gesichert sind, die Grundlage für ein wissenschaftliches Weltbild
. Erscheint nun im Rahmen dieses Weltbildes etwas als „unmöglich",


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