http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1925/0425
Vom Büchertisch.
417
magischen Bräuche wissenschaftlich von außerordentlicher Bedeutung,
weil sie in der Kulturgeschichte eine so ungeheure Rolle in früheren
Zeiten gespielt haben ... Außer dieser wissenschaftlichen Bedeutung ...
müssen wir ihr noch eine zeitgemäße Bedeutung zuerkennen... Uns
interessiert hier vornehmlich, daß unter den neuen Formen kultureilen
Lebens solche auftauchen, die ganz alten, längst vergessenen gleichen . .
auch auf dem Gebiete des religiösen Lebens und ... der Weltanschauung/4
Sehr wertvoll erscheint mir Danzels Definition des „magischen
Menschen", des zaubergläubigen und zauberkundigen, der in allem einen
„Zauber" sieht, weiFer über die Zusammenhänge nicht ins reine kommt,
und des „technischen Menschen", der auf Grund der Kenntnis und
Nutzbarmachung gewisser Zusammenhänge aus Rohmaterial aller Art
Gebrauchsgeräte und Werkzeuge schafft, mit denen er zielbewußt erreicht
, was einem primitiven Menschen als Zauberei vorkommen mag.
Es ist in doppelter Hinsicht bemerkenswert, daß diese Definition
Danzels von Professor Dessoir in seinen Vorträgen über Okkultismus,
die er im Monat Februar im der Schweiz gehalten hat, im Schlußwort
zur Bekräftigung seiner Auffassung aufgeführt wurde: Einmal, weil
diese Einteilung dadurch ihre Brauchbarkeit und ihre einleuchtende Klarheit
beweist und dann bemerkenswert für die „streng wissenschaft-
liche^ Art des Herrn Professor Dessoir, daß er wfohl diese Definition
gebrauchte (und als Pointe anbrachte, ohne indessen ihren Autor zu
erwähnen. ' 1 f
Es. ist erfreulich, daß Danzel sich auch die Frage vorlegt, ob
nicht positive Erlebnisse die magischen Auffassungen direkt veranlassen
oder doch begünstigen. Er zitiert Staudenmaier und gibt sich auch
sonst 'Mühe, sich in die Anschauungen des von ihm definierten magischen
Menschen hineinzuversetzen. Er versucht auch, die Zauberei in
den Rahmen des jeweiligen Weltbildes so hineinzustellen, daß sie uns
verständlicher wird.
Das alles ist ohne weiteres anzuerkennen. Aber die Durchführung
bleibt hinter diesen Grundsätzen weit zurück. Es bleibt bei einer
trockenen und ziemlich zusammenhanglosen Aufzählung einzelner Fakten
, die dadurch, daß sie nicht nach ihrer inneren Zusammengehörigkeit
» sondern nach ihrer äußeren Erscheinung innerhalb der verschiedensten
Weltauffassungen aufgereiht werden, als unverwendete Bausteine
liegen bleiben. So wird dieses Buch als Materialsammlung einigen
Wert haben, wird auch als Einführung und programmatische Festlegung
auf dem Grenzgebiete zwischen Völkerkunde, Okkultismus und
Psychologie als erfreuliche Erscheinung begrüßt werden dürfen. Aber
wer gehofft hätte, daß die Lücke, welche in der Literatur vorhanden
ist, eine Weiterführung und wissenschaftliche Vertiefung der veralteten
Werke „Geschichte des Okkultismus" von Kiesewetter und der „Studien
aus dem Gebiete der üeheimwissenschaften" von du Prel, durch dieses
Buch ausgefüllt wurde, wird enttäuscht sein. Kenntnis des völkerkundlichen
Materials allein genügt nicht zur Durchdringung dieses Problems;
was ebenso notwendig ist, ist die Praxis auf dem Gebiete des experimentellen
Okkultismus, wie sie etwa du Prel besaß. Freilich wird
es schwer sein, heute jemand zu finden, der beides vereinigt. Immerhin
liegt hier ein ehrlicher Versuch vor, ohne . Voreingenommenheit
dem verfehmten Gebiete näher zu kommen; gemessen an derVerständ-
nislosigkeit von Wundts „Völkerpsychologie" bedeutet Danzels Buch
einen erfreulichen und verheißungsvollen Fortschritt
Dr. R. Bernoull i.
Walther Kröner, Mediale Diagnostik (Befunderhebung durch Fernfühlen).
Bericht über Versuche mit dem telästhetischen Medium Elisabeth
F. Verlag O. Mutze. Preis 2 M.
Das Buch faßt die z. T. aus den psychischen Studien bekannten
Versuche Kröners mit seinem diagnostischen Medium zusammen. Die
27
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1925/0425