http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1925/0443
Driesch: Die Metapsychologie i. Rahmen e. philosoph. Systems, 435
lichsolipsistisch, kennt nicht den Begriff der „ Allgemeingültigkeit
" für „alle Ich"; ja, sie kennt nicht einmal von vornherein den
Begriff der Existenz des anderen Ich! Sie ist also auch durchaus unmetaphysisch
, redet in keiner Weise vom „Absoluten", vom „An
sich", vom „Wirklichen". Aber sie ist auch nicht dogmatisch in ihrer
Negativität. Sie sagt nicht „Es gibt kein Absolutes"; sie kümmert sich
eben gar nicht um die Frage, ob es das gibt, weil sie es, zunächst wenigstens
, nicht braucht; sie ist „methodisch-solipsistisch".
4. Allgemeine Ordnungslehre*).
Der erste Teil der Ordnungslehre ist die allgemeine Ordnung
s 1 e h r e , sie handelt von denjenigen Ordnungszeichen, welche
alles Gegenständliche, so wie es unmittelbar vor dem Ich steht, durchsetzen
; sie behandelt die unmittelbaren Gegenstände.
Die Bedeutungen Dieses, Nicht-Dieses, Solches, Beziehung
, Soviel, Ganzes-Teil werden hier als am Gegenständlichen
bestehend geschaut, ebenso, in bezug auf das Verhältnis
zwischen Gegenständen, die Bedeutung w e i 1, d. h. der inhaltliche Einschluß
. „Quadrat" schließt „Viereck" ein, oder anders: die Bedeutung
Viereck besteht, weil die Bedeutung „Quadrat" besteht; (der „Um-
fangs"-Einschluß ist das Gegenstück zum ,,Inhalts"-Einschluß).
Auf dem Boden der Bedeutungen soviel und weil ergeben sich
große Systeme von einzelnen Bedeutungen, welche zu selbständigen Bedeutungswissenschaften
geworden sind: die Arithmetik und die sogenannte
f o rmaleLogik, zumal die Syllogistik. Die formale Logik
ist also eine Gegenstandswissenschaft, und nicht etwa eine Lehre von
den „Gesetzen des Denkens".
Weiter werden die reinen Qualität en in ihren Bedeutungen
geschaut und die „a priori" zwischen ihnen bestehenden Beziehungen.
Rot, grün, weiß, do, sol. mi, warm, sauer usw. Zumal aber die Bedeutung
neben mit all ihren Beziehungen. Hier erstehen als selbständige Wissenschaften
Farbentheorie, Harmonielehre und Geometrie.
„Lust" und „Unlust" werden weiter als „Akzente", um ein neuta»
les Wort zu verwenden, an gewissen „Gegenständen" geschaut. Sie sind
also nicht etwa „Zustände des Ich".
Weiter die „Akzente" In-Ordnung oder richtig, Nichtin
-Ordnung oder falsch, vielleicht und auch erledigt
(„schon bekannt"). Diese Akzente haften stets an Relationsgegenständen;
(Aristoteles: „Nur Urteile können wahr oder falsch sein"). Diese
Akzente sind auch durchaus etwas Gegenständliches, etwas am Gegenstände
.
Endlich gibt es am Gegenständlichen noch „Akzente", welche besondere
Existenkreise andeuten, z. B. den Akzent des „Erinnertseins
", des „Bloß-vorgestellt-seins", „Geträumt-seins", „Empirisch-wir k-
*) Näheres in meiner Ordnungslehre, 2. Aufl. 1923; (zitiert als 0. L.)
28*
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1925/0443