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Sidgwick: Gedankenübertragungsexperimente.
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ten gelangen sollte, ist rätselhaft. Es ist möglich, ohne Zweifel, daß
die Agenten oder einer von ihnen gerade an den Geruch gedacht haben
mögen, der mit der Vorstellung, die sie zu. übertragen wünschten,
zusammenhing; aber, wären sie sich dessen bewußt gewesen, daß sie
es taten, so würde ziemlich sicher diese Tatsache nach dem Experiment
erwähnt worden sein. Ich denke, es muß angenommen werden, daß
die Vorstellung des Geruchs der Psyche des Perzipienten entsprang,
und wenn dem so ist, daß dann eine Hyperästhesie nicht das Geringste
damit direkt zu tun gehabt haben kann.
Man wird beachten müssen, daß ein Unterschied vorhanden ist
in dem Verhältnis des Geruchs zu dem Gesamteindruck in diesen
Fällen von dem Falle einer Geruchsempfindung, den Prof. Murray in
seinem als Vorsitzender gehaltenen Vortrage erwähnte. (Proc, Bd.
XXIX, S. 5q). In diesem früheren Falle war anscheinend ein kleines
Stückchen Teerkohle, das aus dem Kaminfeuer herausfiel, die Ursache,
dem Bewußtsein den Geruch von Oel oder verbrannter Farbe nahezulegen
, und somit auch die Szene von Savonarola und das Verbrennen
von Gemälden auf dem Platze in Florenz; hier war es eine äußere
Ursache — vielleicht ein wirklicher von der Teerkohle kommender
Geruch — um den Geruch von brennenden Gemälden vermuten zu
lassen. In den uns hier beschäftigenden Versuchen scheint nichts, wenn
nicht der Inhalt des Versuchsthemas selbst, vorhanden gewesen zu sein,
um den Geruch vermuten zu lassen.
Bei einer Sitzung, bei der vermutlich eine Gehörsempfindung
nicht im geringsten beteiligt war, begann die richtige Beeindruckung
des Perzipienten mit „dem Gefühl, als ob etwas mit furchtbarer
Eile dahinsciuste — Aeroplan oder Wagen" — (ein bestimmtes
Automobilrennen, s. Anhang Nr. i3o), genau wie in den beiden oben erwähnten
Fällen sich zu Beginn eine entsprechende Geruchsempfindung
einstellte. Ein wirkliches Geräusch war anscheinend nicht vorhanden,
um es vermuten zu lassen.
Wir möchten nebenbei bemerken, daß, wie Gerüche, auch unartikulierte
Geräusche recht wenig in irgendeinen Teil von Professor
Murray's Eindrücken gelangt zu sein scheinen. Ich finde jedoch drei
Fälle außer dem einen eben berichteten, bei denen man darauf kommen
könnte. Einer ist die oben erwähnte erfolgreiche Beeindruckung in
Nr. 7 (S. oben), wo das erfaßte „Platzen von Granaten" so aufgefaßt
werden kann, als ob das wirklich gehört wurde, obgleich es
nicht unbedingt so zu sein braucht. In den beiden anderen Fällen waren
die Eindrücke gänzlich falsch, können aber auf einem Geräusch beruht
haben. In Nr. 35, 10. September 1916, bekam der Perzipient „so etwas
wie ein Gefühl von einem schweren Hammer in einem Maschinen-
rautm", während das Thema war „die Wogen brechen sich an dem
Wellenbrecher". Und in Nr. 36, am 29. April 1917, hatte er einen
„schwachen Eindruck von einer Explosion oder einem Feuer", als das
Thema lautete „Mr. Asquith wird in einem Stabswagen an die Front
bei V er dun gefahren". Einmal nur, soweit mir bekannt ist, versuchte
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