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490 Psychische Studien. LH. Jahrgang. B. Heft. (August 1925.)
Bekanntlich läßt sich das Verschwinden von Substanz bei Medien
vor den Äugen der Anwesenden vergleichen mit den wohlbekannten
Methoden des Verschwindens von Objekten bei Taschenspielern, worauf
auch die Kommission in ihrer Besprechung dieser Sitzung > hinweist.
Während die letztere nur auf die Gleichheit des Effektes aufmerksam
macht, dagegen die Frage offen läßt, wie derselbe zustande kommt, geht
Houdini einen Schritt weiter, indem er behauptet, daß ein ihm bekannter
Trick bei dem Verschwinden angewendet worden sei. Hierbei hatte er
das Zurückgehen des Phänomens in den Mund festgestellt, wie wir es
hundertfach bei diesem Medium wahrgenommen haben, ohne jedoch
dafür eine taschenspielerische Erklärung bieten zu können. Es handelt
sich also bei Houdini um eine rein subjektive Auffassung, die er 4 Jahre
nach den Untersuchungen in seinem Buche veröffentlicht, anstatt sie;
unmittelbar nach der Sitzung ins Protokoll aufnehmen zu lassen. Irgendein
novum, weder in der Beobachtung, noch in bezug auf die Erklärung für
die Phänomene von Eva C. wurde nicht beigebracht, da dieses Problem
in meinem Werk ,,Materialisationsphänomene" immer wieder erörtert
ist. Begreiflicherweise wird der Negativgläubige den Vorgang der Dema-
terialisation immer zunächst durch taschenspielerische Manipulationen zu
erklären suchen.
Ingenieur Fritz Grunewald f.
Ingenieur Fritz Grunewald f. Am Sonntag, den; 19. Juli, wurde der
bekannte Forscher, unser hochangesehener und fleißiger Mitarbeiter Fritz
Grunewald auf seiner Wohnung in Charlottenburg von Freunden, die ihn besuchen
wollten, tot aufgefunden. Er lag halbentkleidet vor seinem Bett, und
es hatte den Anschein, als habe die Leichefschon mehrere Tage so gelegen.
Grunewald war iunverneiratet, und lebte allein sein stilles Gelehrtendasein
. Ein Herzschlag hat wahrscheinlich dem äußerlich noch so
rüstigen Leben in der besten Schaffenskraft seiner Jahre in unerwarteter
Weise und unter tragischen Umständen ein plötzliches Ende bereitet,
Wir bringen diese schmerzliche Mitteilung zur Kenntnis unserer Leser,
die wohl mit uns den großen Verlust der „Psychischen Studien" und der
Parapsychologie tief empfinden werden. Im nächsten Heft folgt eine eingehende
Würdigung des allzufrüh Verstorbenen aus der Feder von Dr.
Kröner, Redaktion.
Die angekündigte Erwiderung auf die Kontroverse Schröder-Busch,
die der Herausgeber unter der Feder hatte, wird zurückgestellt, weil bei
Erörterung des Beleidigungprozesses Rudioff-Moll im Zusammenhang
darauf zurückzukommen sein wird. Da der Prozeß voraussichtlich noch
an die Berufungsinstanz geht, ist eine abschließende Betrachtung noch
nicht möglich______
Zeitschriften-Rundschau-
ßerue metapsychique 1925. Nr. 1, Jan.-Febr.
1. Osty, Experimentelle Telepathie. — Nach einem
kurzen historischen Ueberblick — in dem übrigens deutsche Autoren
völlig fehlen — erörtert Osty di** Unterschiede zwischen der spontanen
und der experimentellen Telepathie und die Gründe, warum die
letztere so (oft zu keinem Ergebnis geführt hat. Er betont, daß der
hauptsächliche Unterschied der ist, daß man bei den Versuchen irgendeine
ganz gleichgültige Figur oder dergl. übertragen hat, ohne daß
damit irgendwelche Gemütsbewegungen verbunden waren, die die ganze
Seele mitschwingen ließen. Als Versuchspersonen schlägt er diejenigen
Menschen, und besonders Frauen, vor, die intuitive Menschenkenntnis
haben und über das Leben der Mitmenschen oft überraschende übernormale
Kenntnisse verraten. Er selbst hat sich mit großem Erfolg —
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