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Scholz: Der Zufall.
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Nun hat am 3. Juli d. J. der Prozeß, den Herr Köhler und Frau
von Appen gegen Herrn Simon wegen Beleidigung angestrengt hatten,
in einem Vergleich geendet, wie ich es immer gewünscht und beiden
Seiten wiederholt dringend angeraten hatte.
Die Zukunft muß und wird nun erweisen, ob Frau von Appen
das starke Medium ist, als das sie in ihren Kreisen angesehen wird.
Ich selbst glaube bestimmt, daß dies der Fall ist, mag die Sache mit
den faulen Fischen sein wie sie will. Wer nur ein wenig in der Geschichte
der mediumistischen Phänomene vertraut ist, weiß ganz genau,
daß hier großenteils Echtes und Unechtes miteinander Hand in Hand
gehen. Es wird die Pflicht der Zirkelleitung sein, Leuchtkörper, wie
Schrenck-Notzing sie mit Erfolg am Medium anbringt, und andere
Vorsichtsmaßregeln anzuwenden, um künftighin Aehnliches, wie wir
es in diesem Fall erlebten, unmöglich zu machen. Ich hoffe, daß
Frau von Appen trotz allem Geschehenen noch einmal als ein starkes
Materialisationsmedium der. Wissenschaft wertvolle Dienste leisten wird.
Dazu mitzuhelfen, werde ich tun, was in meinen Kräften steht.
Der ZtifalL
Eine Vorform des Schicksals. Die Anziehungskraft
des Bezüglichen,
Von Wilhelm von Scholz1)
Die Anziehungskraft des Bezüglichen hat nun aber noch eine
andere höchst interessante Seite. In ihrer Wirksamkeit entspricht diese
Kraft wahrscheinlich ganz genau der Assoziationsform der Psychologie;
das heißt: die Weise dessen, was wir reales, wirkliches, äußeres Geschehen
nennen, ist unheimlich ähnlich dem Geschehen in einer Seele,
einem Bewußtsein, dem stoff- und körperlosen nur psychischen Geschehen
. Ich weiß nicht, ob schon ganz verstanden wird, was ich meine:
durchwirkt die Anziehungskraft des Bezüglichen das ganze irdische
oder wenigstens menschliche Geschehen, was ich annehmen muß, wenn
sie überhaupt irgendwo in ihm wirkt, so ist plötzlich ein sehr greif)-
barer Anhaltspunkt dafür da, daß dies reale Geschehen vielleicht lediglich
das Leben eines uns unerkennbaren größeren und umfassenderen
Bewußtseins ist. Aus dem Gott der kirchlichen Anschauungen, der
mit Verstand und Willen die Welt lenkt, würde — hier in einem neuen
überzeugenden Zusammenhang, auf einem neu ^gefundenen Gipfel weg
erreicht — ein Bewußtsein, in dem die Welt vorgeht als ungewollteis,
ungelenktes Geschehen, das sich nach Gesetzen vollzieht wie unser
Seelenleben, das wir ja auch durchaus nicht beherrschen und lenken.
A) Aus dieser in zweiter und vermehrter Auflage erschienenen interessanten
Studie des bekannten Dichters bringen wir mit Erlaubnis des
Verlages Walter Hädecke, Stuttgart, folgendes Kapitel zum Abdruck.
Wir bemerken gleichzeitig, daß ein bekannter Mitarbeiter unserer Zeitschrift
ebenfalls die Frage seit langem zu seinem Sonderstudium gemacht
hat und später hier über seine beachtenswerten Resultate berichten
wird. Red.
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