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Köne'cny: Anmeldung eines Verstorbenen.
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den i85i veröffentlichten „Parerga und Paralipomena" und in den im
Nachlaß erschienenen Ausführungen der Fall. Noch zu Lebzeiten Schopenhauers
hat Immanuel Hermann Fichte unter gründlicher Verwertung
des Okkultismusy speziell des kritischen Spiritismus, ein philosophisches
System geschaffen. Nach ihm haben dann Eduard von Hartmann in
pantheistischem, Freiherr Lazar von Hellenbach in individualistischem
Sinn die Tatsachen des Okkultismus verwertet. Hellenbach ist nach
Immanuel Hermann Ficht© der einzige Philosoph, der den Okkultismus
zum Grundstein und zur Hauptsache eines ausgebildeten Systems gemacht
hat. Aber in seiner pessimistischen Beurteilung der Wirklichkeit,
des „Phänomenalen", wie er sich ausdrückt, ist er ganz mit Schopenhauer
und auch mit Eduard von Hartmann verwandt. Nur der Gedanke
der individuellen Prä- und Postexistenz unterscheidet ihn von
beiden, ein Gedanke, zu dem ihm die spiritistischen Tatsachen die»
Grundlage lieferten.
Schopenhauers System ist, wenigstens nach der Darstellung des
Philosophen selbst, durchaus der Erfahrung abgelauscht*), nicht wie
bei Fichte, Schelling und Hegel vorwiegend ein Produkt apriorischer
Konstruktion. Die zwei Säulen, auf denen es ruht, sind der Vitalismus
und der Okkultismus. Je mehr diese beiden heute die Bestätigung und
Anerkennung durch die wissenschaftliche Forschung erhalten, um so
mehr wird sich auch Schopenhauers Philosophie, freilich abzüglich solcher
Parteien, wo er diese Erfahrungsgrundlage verläßt, durchsetzen.
Hellenbach hat hier das System Schopenhauers an der Hand der okkultistischen
, genauer der spiritistischen Erfahrung ergänzt. Sein philosophisches
und okkultistisches Hauptwerk ,,Geburt und Tod als Wechsel
der Anschauung" stellt daher auch den wertvollsten und bleibendsten
Ertrag der Philosophie Schopenhauers dar. In den Hellenbachschen Gedanken
vom ,,transszendentalen Subjekt"' und vom „Metaorganismus",
dem der Preischen „Astralkörper", vollenden und klären sich Schopen-
hauersche Gedanken, die heute für Driesch und die Zukuriftsphilo-
sophie die fruchtbarsten Keime ausgestreut haben.
Ihrer Entwicklung sehen wir voll Erwartung und dabei in tiefem
Dank gegen ihren ersten Schöpfer und Anreger, den Philosophen des
Willens als der tiefsten Kraft der Welt, entgegen.
Anmeldung eines Verstorbenen.
In Kenntnis eines sehr interessanten, in jeder Hinsicht zweifellos
verbürgten Falles der Anmeldung eines Verstorbenen, gelangt, möchte
ich denselben im Nachstehenden in kurzen Worten berichten:
„Der mir befreundete Hauptmann Karl B. hegte seit seiner Jugend
einen freundschaftlichen Verkehr mit dem nachmaligen, hierzulande
bekannten Maler P. In der Folge heiratete letzterer. Schon nach
*) Eine scharfe Kritik Schopenhauers vom theistischen und zugleich
spiritistischen Standpunkt aus gibt Franz Hoffmann „Psychische Studien",
1881, S. 127 ff,
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