http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1925/0650
640 Psychische Studien. LH. Jahrgang. 11. Heft. (November 1925.)
kommen ist, zeigt ohne Zweifel betrügerischen Charakter — wenn sie
nicht ein Seherz war. Denn, wie Vater Schneider mitteilt, fanden
damals in seiner Familie überhaupt noch keine ernsthaften Untersuchungen
statt, sondern es handelte sich lediglich um einen Unterhaltungsabend
, also um einen Fall jener spiritistischen Gesellschaftsspiele
, aus denen heraus sich, wie ich in meinem Buch über Willy
hervorgehoben habe, erst die mediumis tische Begabung des 16 jährigen
Knaben entwickelt hat. Von irgendeiner Kontrolle oder systematischen
Versuchsanordnung war in dieser Sitzung überhaupt keine Rede.
Die in keiner Weise zu rechtfertigende Indiskretion des jungen
Seeger, wird von Klinkowstroem so hingestellt, als ob dieses Erlebnis
irgendeine Bedeutung haben könnte für die später unter ganz anderen
Umständen zustande gekommenen wissenschaftlichen Untersuchungen.
In Wirklichkeit wollte man dem jungen Schneider den Makel des Betrugs
anheften und ihn in den Augen des Lesers kompromittieren.
Uebrigens hat Willy in späteren Sitzungen zahlreiche echte teleplas-
matische Bildungen erzeugt, bei denen jeder Betrug durch die Versuchsanordnung
ausgeschlossen war.
Auch die weiteren Einwände gegen die Experimentalreinen des
Verfassers mit Willy Sch. sind leicht zu widerlegen.
Bezeichnend für das Vorgehen des Herrn Kritikers ist auch der
Umstand, daß er unsere KäfigveTSuche einfach mit dem oberflächlichen
Hinweis abzutun versucht, daß frühere in Käfige eingeschlossene Medien
sich auch des Betrugs bedient hätten. Hierbei wird wieder Unwahres
unterstellt. Denn es wird verschwiegen, daß die früheren Medien
sich in den Käfigen ihrer Hände bedienen konnten, während bei den
Versuchen des Verfassers die an den Gelenken mit Leuchtmarken versehenen
Hände von zwei Kontrolleuren dauernd während der außerhalb
des Käfigs zustande gekommenen Phänomene festgehalten wurden. Es
soll jedoch hier dem Leser suggeriert werden, daß die Versuchsmethoden
früherer Experimentatoren mit den heutigen Käfig versuchen
identisch seien, was der Wahrheit nicht entspricht.
Dieses eine Beispiel für viele. — Auch sonst hat man sich über
Beweisargumente offenbar wenig Skrupeln gemacht. Denn auch die
Mitteilung Klinkowstroems, auf Seite ich hätte die Abreise Willys
falsch begründet und verschwiegen, daß er durch Goldschiebungen das
Interesse der Münchner Polizei erweckt und imler Mitnahme von
Koffern seiner Münchner Hauswirtin das Feld seiner Tätigkeit nach
Wien verlegt habe, ist vollkommen unwahr und qualifiziert sich rechtlich
als üble Nachrede. Herr Professor Gruber hat energisch Verwahrung
eingelegt1), ebenso protestiert die Hauswirtin gegen den Diebstahl
der Koffer.
Außer dem Mißbrauch mit Namen greift man in dem Buch auf
Klatschgeschichten zurück (Dr. v. Gulat bezieht sich sogar auf Stamm-
*) Graf Klinkowstroem wurde genötigt, diese unwahre Behauptung" in
einem besonderen Schreiben an Piofessor Gruber zurückzunehmen.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1925/0650