Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 659
(PDF, 206 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Ludwig: Zum sogen. Kugelphänomen.

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ansehen, so schön dünkte sie mir. Ich dachte, wie sie so neben mir
saß, wenn ich sie nur anrühren und mit der Hand streicheln dürfte.
Ich getraute mich aber nicht. „Ei/* sagte ich, „jdarf ich nicht Vater
und Mutter holen, daß sie es doch auch sehen und glauben?" „Nein,"
antwortete die Kugel, „ich lasse dir ein Wahrzeichen da. Wenn sie
dem nicht glauben, würden sie dem anderen auch nicht glauben." Die
Kugel verschwand. Ich sah auf die Truhe, eine volle, noch geschlossene
Erbsenhülse lag da. Er zeigte sie und sagte: „Es war dies, was gleich
anfangs so (er ließ die Erbsenhülse, so hoch er mit der Hand reichen
konnte, auf den Tisch herabfallen) von der Stubendecke auf die Truhe
herunterfiel." — Man wollte mir lange nicht glauben, aber wie sollte
es mir einfallen, so zu lügen? Mich bekümmert nur eins bei der Sache,
daß ich vergessen habe, mich zu bedanken und nicht das zweitemal
„Vergelt's Gott" gesagt habe. Das tut mir leid. Auch hätte ich fragen
sollen, wer denn diese Kugel sei. Die Stimme war gerade wie die
Stimme des Lengenwanger Herrn seeligen. (Des kurz vorher verstorbenen
Benefiziaten Gottfried Ehrhardt, der eine überaus fromme Seele
war.) Geradeso saß er allemal neben mir. Geradeso sagte er allemal:
„Bue, dein Kreuz ist groß: aber vertraue auf Gott!" Wenn ich nur gefragt
hätte! Eis reut mich recht! Ich habe es vergessen. — Soweit
der Jüngling. So erzählte er die Geschichte in Gegenwart seines Vaters
zuerst dem Kaplan Bayer. So erzählte er im Beisein seines Vaters hernach
auch mir. Ich habe dies alles aus seinem Munde. — Was ist aber
von der Geschichte zu halten? Was ich davon halte, das weiß ich und
will es auch hierhersetzen. Als mir, Herr Bayer die Geschichte zuerst
erzählte, glaubte ich zwar seiner Erzählung, aber es war mir doch manches
bei der Sache sonderbar. Mein Glaube hatte noch keine Festigkeit
und ich weiß selbst nicht, wie mir dabei zumute war. Ais ich aber den
Jüngling selber sah, da wurde es mit mir ganz anders. Welche Glaubensfreudigkeit
! Welche Heiterkeit! Welche Unbefangenheit! Sein
blasses Gesicht, das recht in die Apostelgeschichte gehörte, erschien schon
als ein Beglaubigungsschreiben der Begebenheit. Da war nichts Wildes,
nichts Zerstörtes mehr, das den an der fallenden Sucht sonst Leidenden
eigen ist. Seine Augen funkelten vor Freude. Eine Ueberzeugungsfülle,
ein Seiner-Sache —gew iß-S ein leuchtete aus seinem ganzen Wesen hervor,
das jeden Zweifel niederschlagen mußte. Besonders rührte mich die
Einfalt des Knaben. „Das ist doch ein Wunderding," sagte er, „die
Kugel konnte reden und hatte doch kein Maul." Das schien ihm das
Wunderbarste an der ganzen Sache. Die Erscheinung selbst hat für
mich nichts Anstößiges; sie ist ganz im Geiste biblischer Erscheinungen.
Wie dort fast durchgehends ein zweifaches Zeichen für die zwei edelsten
Sinne des Menschen bemerkt wird, so ist auch hier Bild und Stimme
für Aug' und Ohr. Eine schneeweiße Kugel oder ein brennender Dornbusch
, woraus die Stimme kommt, ist übrigens ganz einerlei. Der Umstand
mit der Erbse irrte mich anfangs, aber, als ich sie gesehen hatte,
auch nicht mehr. Die noch geschlossene, mit Frucht gefüllte Erbsenhülse
war so vollkommen, rein und niedlich gewachsen, als wäre sie

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