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668 Psychische Studien. LH. Jahrgang. 11. Heft. (November 1925.)
und medialen Poesie", in welchen sie sich, in objektiver und interessanter
Weise über ihre Selbstbeobachtungen, Selbstanalyse, Empfindungen
im Trance äußerte, und ihre eigenen diesbezüglichen Anschauungen
zum Ausdruck brachte.
Diese von Dr. H. veröffentlichten Vorträge sind in einer erstaunlich
kurzen Zeit — anscheinend im Zustande schöpferischer Stimulation
— von Frau D. niedergeschrieben worden und zeichnen sich in
der Abfassung durch eine hervorragende stilistische und ästhetische
Form aus.
Es sei hier in diesem Zusammenhange noch auf die bemerkenswerte
Tatsache hingewiesen, daß Frau Domanska ursprünglich bzw.
bis zum Tode des Prof. Och. sich niemals literarisch betätigt und
weder Neigung noch Begabimg auf Uterarischem Gebiete gezeigt
hatte, sondern erst unmittelbar nach dem Ableben des Forschers
stellten sich bei ihr diese Fähigkeiten in dargestellter Weise ein.
Gestützt auf das umfangreiche, wertvolle, unter mannigfachen
Umständen und Bedingungen entstandene Protokoll-Material, läßt
Dr. Habdank seine Schlüsse vom empirischen Boden ausgehen und gelangt
schließlich zu dem Ergebnis, daß hier die Möglichkeit des Einflusses
einer fortlebenden Intelligenz auf den Rezeptor bzw. auf die
hochmedial befähigte Psyche des Mediums am nächsten liege, und neigt
somit zur Annahme der Hypothese des Fortlebens. Natürlich läßt sich
diese Hypothese nicht auf die hier vorliegende Gesamtphänomenik erstrecken
, da, wie bereits erwähnt, die Phänomenik unseres Mediums
sich in vielseitiger Form gestaltet, verschiedene Typen und Phasen aufweist
, die zum Teil auf einer Bewußtseinsspaltung, oder auf telepathischen
, hellseherischen Fähigkeiten beruhen dürften, und demnach auf
Komplexe des Unterbewußtseins zurückzuführen wären, was der Autor
auch zugibt, indem er einen Teil dieser mediumistischen Ilevelationen
in folgende unterbewußte Typen gliedert:
1. Erinnerungen, Reminiszenzen früherer Inkarnationen, welche
das Medium im wachen, zurechnungsfähigen jedoch geistig und seelisch
erhobenen, angeregten Zustande niederschreibt oder ausspricht.
2. Kundgebungen, die im tief hypnotischen, unzurechnungsfähigen
Zustande des Mediums entstehen und angeblich von einer personifizierten
, selbständig auftretenden geistigen Individualität, welche gewissermaßen
eine vorübergebend einverleibte Quintessenz der geistigseelischen
Qualität des Mediums, aus ihren früheren Inkarnationen
darstellen soll, diktiert werden. Dieses angebliche geistige Wesen meldet
sich unter dem Namen ,,Edea" oder „Die Kleine" und bringt äußerst
interessante, ernste und gehaltvolle Kommunikate und Abhandlungen.
3. Mitteilungen, die angeblich von verschiedenen, früheren, selbständigen
und getrennt in das Medium sich einverleibenden, einzeln
auftretenden geistigen Individualitäten bzw. Inkarnationen des Mediums
herrühren und voneinander sich wesentlich unterscheidende individuelle
Züge aufweisen sollen.
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