Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 678
(PDF, 206 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1925/0688
6/8 Psychische Studien. LH. Jahrgang. 11. Heft. (November 1925.)

Der „Pseudosachverständige" Hellwig im Urteil der Presse.

lieber den soeben zu Ende gegangenen achttägigen Bernburger
„Hellseherprozeß" veröffentlichen wir im nächsten Heft einen Bericht
unseres Mitarbeiters Dr. Kröner, welcher den Verhandlungen
von Anfang bis zu Ende gefolgt ist. Wir verzeichnen heute nur
einige Pressestimmen, welche die merkwürdige Rolle beleuchten, die
in Bernburg der Potsdamer Kriminalist Hellwig gespielt hat.

Der bekannte mit „Sling" zeichnende Berichterstatter der Voss.
Zeitung schließt im Morgenblatt des 15. Oktober seine Ausführungen
wie folgt: „Ich weiß nicht, wie weit die Schweigepflicht eines
Sachverständigen und Landgerichtsdirektors geht. Aber man beginnt
sich zu fragen: Hat dieser Potsdamer Landgerichtsdirektor keine
anderen Berufspflichten als die, ein Bernburger Schulmeisterlein mitsamt
dem Okkultismus zur Strecke zu bringen? Oder ist es der preußischen
Justizverwaltung lieber, er beschäftigt sich mit dem Okkultismus
als mit den Dingen, die zu seinem Amt gehören?" — Es ist
bezeichnend, solches in einem Blatte zu lesen, das Herrn Hellwig bisher
fast uneingeschränkt zur Verfügung stand, und in dem er im
letzten Sommer fast allsonntäglich seine Kampfbriefe losließ, um selbstgefällig
seine „Sachverständigkeit" urbi et orbi zu verkünden, über die
wir uns hier früher schon wiederholt in ähnlichem Sinne aussprechen
mußten wie nun der Mitarbeiter der „Voss.". Was wird nun die Behörde
dazu sagen, nachdem sie so in aller Oeffentlichkeit von einem
angesehenen Schriftsteller apostrophiert worden ist, dem man nachrühmen
darf, daß er mit ebensoviel Geist und Witz, wie mit Takt und
Einfühlungsfähigkeit die Prozeßberichterstattung auf eine klassische
Höhe gebracht hat und der als berechtigter Chorführer der öffentlichen
Meinung denen gelten dürfte, die auch „Sachverständige" unter die
Lupe zu nehmen gewohnt sind?

Auch andere Blätter haben in einer Weise über den Prozeß berichtet
, die zeigt, daß wenigstens schon eine ganze Anzahl Herren
von der Presse objektiv genug diesem umstrittenen engeren Problemgebiet
tdes „Hellsehens" sowie im weiteren Sinne auch dem
ganzen Okkultismus gegenüberstehen, und sich heutzutage nicht so
leicht von der Rhetorik eines durch ein höheres Richteramt ausgezeichneten
Mannes umnebeln lassen, der glaubte, neben der Befähigung
zum Kriminalisten auch eine solche zum Okkultisten zu besitzen.

So schrieben beispielsweise die „Leipziger Neuesten Nachrichten"
am Sonnabend, den IV. Oktober in Nr. 288, folgendes von Herrn H.:
„Von den Sachverständigen ist seine Persönlichkeit am schärfsten
profiliert. Er ist der Geist, der stets verneint. Er hat wohl
wesentlichen Anteil an der Erhebung der Anklage,
die sichaufsein umfangreiches Vorgutachten stützt.
(Hier und im Folgenden rühren die Sperrungen vom Verfasser her.)
Darum gerät er auch gelegentlich in die Rolle des öffentlichen Anklägers
. Er ist ein gerissener Dialektiker. Seine Rede
klingt hart, metallisch, wie wenn zwei Klingen sich treffen. E i n
Fanatiker der Skepsis. Selbst das Geständnis des Täters
ist für ihn kein Beweis der Schuld: Dabei immer verbindlich, immer
liebenswürdig. Man hat das Gefühl: Dieser Mann verkündet auch
Todesurteile mit einem gewinnenden Lächeln."

Sehr deutlich wurde nach Schluß des Prozesses wieder der oben
genannte Herr „Sling" in seiner Betrachtung: „Ein Hexenprozeß" in
der Sonntagsausgabe der „Vossischen" vom 18. Oktober, Nr. 494.
Er schreibt da u. a.: „Die Hauptsache: der Gerne-Groß-Inquisitor
ist zur Strecke gebracht. Nicht der persönlich liebenswürdige junge
Staatsanwalt ist gemeint, der unmittelbar nach dem Prozeßende nach
dem Süden fahren muß, um von schwerer Kriegsverletzung endlich


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