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700 Psychische Studien. LIL Jahrgang. 12. Heft. (Dezember 1925.)
selbst und im vertrautem Kreise manches anerkannte, da er dann auch
das Gemüt, sein Hoffen und Glauben mitsprechen und die kalte Kritik
zurücktreten ließ.
Was seine späteren Sitzungen angeht, so hat es etwas Erschütterndes
, wenn er als 85 jähriger Greis nach dem Tode seiner langjährigen
Lebensgefährtin wieder zu den Untersuchungen seiner früheren Mannesjahre
zurückkehrt und unter dem Eindruck dieses Verlustes erneut
hinter das ewige Geheimnis zu kommen und ein Zeichen von ihr zu
erhalten strebt, und es auch erhalten zu haben glaubt. —
Als Crookes ankündigte, daß er sich der Erforschung des Okkultismus
zuwendete, begrüßte man das in den Zeitungen sehr und wandte
darauf das Wortspiel „Ubi Crookes, ibi lux" an. Es entbehrt deshalb
nicht des Interesses für den Okkultisten, daß Crookes, als er .zum
Ritter ernannt wurde, als Wahlspruch in sein Wappenschild die Worte
wählte „ubi crux, ibi lux". Für sein Wappen allerdings verwendete
er nicht irgendwelche okkultistischen Sinnbilder wie etwa einen Geist
oder dergleichen, sondern wählte dafür Gegenstände aus seinen andern
Arbeitsgebieten nämlich vier Prismen und das Radiometer.
Im Jahre 187/I (Quarteriy Journal) kündigte Crookes an, daß er
die Absicht habe, ein Buch über seine zahlreichen Beobachtungen herauszugeben
, das aber nie erschien. Man konnte vielleicht hoffen, daß
sich im Nachlaß noch vieles finden würde und als ich 1923 meine kleine
Schrift über Crookes herausgab, wandte ich mich nach London, mit
der Frage, ob nicht vielleicht im Nachlaß etwas gefunden sei und herausgegeben
werde, ich erhielt jedoch damals keinen endgültigen Bescheid.
Nachdem nun aber Fournier d'Albe der ganze Nachlaß zur Verfügung
gestanden hat und darin fast nichts von Notizen über diese Versuche;
gefunden hat, muß man wohl die Hoffnung aufgeben, daß wir darüber
noch Genaueres erfahren werden. Sowohl diese Aufzeichnungen als
auch sein ausgedehnter Briefwechsel scheint vernichtet zu sein. Es ist
das sehr zu bedauern. Insbesondere ist es beklagenswert, daß man
über die Versuche mit Florence Cook nichts mehr erfährt, haben wir
doch über diese weltberühmten Untersuchungen von Crookes nur drei
Briefe an den „Spiritualist" von knapp 10 Seiten Text! Und wenn
wir auch über Home mehr erfahren, so würden wir auch von ihm
gern sämtliche ausführlichen Berichte über seine Sitzungen haben wollen.
Wa3 nun die Frage betrifft, wer diese Briefe und Aufzeichnungen
vernichtet hat, so sagt Fournier selbst, daß er nicht imstande gewesen
sei, festzustellen, durch wen das geschehen sei. Er äußert darüber
auch weiter keine Vermutungen, es scheint ihm demnach nicht von
vornherein selbstverständlich, daß es Crookes selbst getan hat. Der
Skeptiker allerdings wird nicht nur es für selbstverständlich halten,
daß es Crookes gewesen ist, sondern er wird auch den Grund dafüSr
wissen, Crookes hatte eben eingesehen, daß er betrogen worden ist,
deshalb habe er später geschwiegen, sich von dem Gebiet zurückgezogen,
nichts mehr veröffentlicht und diese Briefe und Aufzeichnungen
vernichtet!
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