Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 702
(PDF, 206 MB)
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702 Psychische Studien. LH. Jahrgang. 12, Heft. (Dezember 1925.)

die meisten seiner gewaltigen Werke trotz der unglaublichsten Hindernisse
schaffen konnte. Er selbst erklärt sich dies also: „Lieber mir
mußte ein wunderbarer Segen walten, daß ich in diesen Jahren des
Kummers, der Entbehrung, der mannigfaltigsten Leiden aller Art, das
schaffen konnte, was der Unbekannte vielleicht nur als aus dem reichsten
Schöße eines harmonischen Daseins hervorgeblüht sich vorstellen
können wird/*

Ueber die Konzeption des Rheingold-Vorspieles erzählt er in seiner
Lebensbeschreibung: „Am Nachmittag heimkehrend, streckte ich mich
todmüde auf ein hartes Ruhebett aus, um die lang ersehnte Stunde des
Schlafes zu erwarten. Sie erschien nicht: dafür versank ich in eine Art
somnambulen Zustand, in welchem ich plötzlich die Empfindung erhielt
, als ob ich in ein stark fließendes Wasser versänke. Das Rauschen
desselben stellte sich mir bald im musikalischen Klange des Es-Dur-
Akkordes dar, welcher unaufhaltsam in figurierter Brechung dahin-
wogte. Mit der Empfindung, als ob die Wogen jetzt hoch über mich
dahinbrausten, erwachte ich in jähem Schreck aus meinem Halbschlaf/1

Bemerkenswert ist auch der gelegentliche Ausspruch Wagners, daß
ihm das „eigentliche Wesen" seiner Dichtungen erst beim Komponieren
aufgegangen sei: es haben sich ihm Geheimnisse entdeckt, die ihm selbst
„bis dahin noch verborgen' geblieben waren. Ein hervorragendes Beispiel
, das zwar von Wagner nirgends erwähnt ist, zweifellos aber in
dieses Gebiet gehört, ist der „verborgene" Grund der wunderbaren
Hander bebung des von Hagen ermordeten Siegfried. Dieses Wunder
ist nichts weniger als ein theatralischer Effekt, sondern es wird von
der göttlichen Macht bewirkt, insofern sie den endlichen Sieg des Guten
veranlassen, nämlich verhindern will, daß er die Weltherrschaft symbolisierende
Ring an die Nibelungen, Hagen und dessen Vater Alberich,
die Vertreter des Bösen, zurückgelangt. Daß dem sich wirklich so verhält
, sagt uns mit aller Deutlichkeit die Musik, indem wir, als Hagen
der Leiche den Ring abnehmen will, kurz vor der Handerhebung das
Gralsmotiv hören, wie es später auch im „Parsifal" vorkommt. Der
Gral ist, eben das Symbol der göttlichen Liebesmacht. Das Gralsmotiv
ist hier von Wagner ganz gewiß nicht bewußt verwendet, sondern er
ist dazu inspiriert worden; ist doch die Komposition von „ParsifaL* erst
viele Jahre später entstanden. Ich halte diesen Fall für eine künstle-
rische Inspiration höchster Art, d le kaum ihresgleichen haben dürfte
und geeignet ist, den Wert der Kunst ins höchste Licht zu setzen.

Eine zusammenfassende Aeußerung des Bayreuther Meisters lautet
: „Der Künstler steht vor seinem Kunstwerk wie vor einem Rätsel."

Okkulte Vorgänge finden sich nun aber nicht nur bei Wagnersi
künstlerischem Schaffen, sondern auch in seinem Leben. So berichtet
er in seiner Lebensbeschreibung, daß er gelegentlich der Bestattung der
von London nach Dresden gebrachten irdischen Ueberreste Karl Maria
von Webers eine Rede gehalten habe, während welcher er — vermu tlich
infolge seiner großen Verehrung für den Toten — in einen ekstatischen
Zustand geriet. Er sagt: „Es begegnete mir, daß, als ich meine Rede


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