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v. Rechenberg: Knistergeräusche und ihre Hemmung d. d. Willen. 711
Knistergeräusche und ihre Hemmung durch den Willen.
Paul v. Ii e c h e n b e r g - L i n t e n , Ascona (Schweiz).
Im Anschluß an den Aufsatz: „Glänzende Ergebnisse
der Analyse telekinetischer Phänomene in Kopen-
h a ge n" von F. Grunewald im Aprilheft der Ps. Studien 1925,
will ich einige Beobachtungen resp. Wahrnehmungen mitteilen, die
vielleicht auf ähnliche Ursachen zurückgeführt werden müssen, wie die
im oben angeführten Aufsatz besprochenen telekinetischen Phänomene.
Ich muß noch kurz vorausschicken, daß ich mich während der Jahre
1916—18 Init dem Problem der Ablenkung der Magnetnadel durch die
Hand ohne Berührung beschäftigte, und durch vielfache Versuche feststellen
konnte, daß solch eine Ablenkung tatsächlich möglich ist. Die
Resultate dieser Versuche habe ich s. Zt. in den Ps. Studien im
Juniheft 1921 veröffentlicht.
Durch diese Versuche also vergewissert, daß unsichtbare Kräfte
vom menschlichen Körper ausgehend materielle isolierte Systeme ohne
direkte Berührung in Bewegung zu setzen vermögen, und es sich dabei
offenbar nicht um Elektrizität handeln konnte, fand ich in diesen Bewegungsresultaten
die prinzipielle Bestätigung der T e 1 e k i n e s e. Dieses
Resultat deckt sich mit allen bisher gemachten Beobachtungen, daß in
besonderen Fällen vom menschlichen Körper Fernbewegungen von Gegenständen
ohne Berührung ausgeführt werden können. Da ich nun durch
das Phänomen der Ablenkung der Magnetnadel durch meine Hand selbst
solche Erscheinungen beobachtet hatte, so achtete ich auch fernerhin
mit Aufmerksamkeit auf alle Wahrnehmungen, die etwa in der gleichen
Richtung liegen oder sich äußern würden. Im Winter 1923/24 erregte
nun folgende Wahrnehmung wiederholt meine Aufmerksamkeit:
In meinem Zimmer in Ascona stand in der nach Westen liegenden
Fensternische ein großer, etwa zur Hälfte mit Büchern gefüllter Reisekorb
auf der Holzdiele. Die Wände der Nische und des Zimmers sind
aus Stein mit Kalkbewurf, ohne Tapete. Der Fensternische gegenüber
befindet sich in zirka 4 m Entfernung ein offener Kamin, in welchem
im Winter meist ein offenes Feuer brennt. Eine Tür gegen Süden führt
direkt ins Freie, ist aber im Winter meist geschlossen. Die Temperatur
im Zimmer ist trotz des Kaminfeuers verhältnismäßig niedrig. Dies
alles, um die Temperatur-, Luft- und sonstigen Verhältnisse zu überblicken
.
Wenn ich mich nun; hin und wieder in die Nähe des Fensters,
meist am Nachmittag oder Abend, manchmal auch am Vormittag, etwa
in einhalb bis ein Meter Entfernung vom Bücherkorb hinsetze, um zu
lesen, wurde meine Aufmerksamkeit vom Lesen sehr oft durch ein
rhythmisches feines Knistern abgelenkt, welches aus dem Korbe zu
kommen schien. Anfangs schenkte ich ihm keine Beachtung. Da es
aber fast regelmäßig auftrat, und immer in der gleichbleibenden rhythmischen
Weise erfolgte, wenn ich mich zum Lesen hinsetzte, und dem
Charakter nach den in spiritistischen Sitzungen oft beschriebenen
Knistergeräuschen entsprach, worüber ich einige Berichte gelesen hatte,
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