Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 724
(PDF, 206 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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724 Psychische Studien. LH. Jahrgang. 12. Heft. (Dezember 1925.)

senschaft lieber Ergebnisse — die also mit persönlichem Glauben und
üeberzeugung nicht mehr das geringste zu tun haben, sondern allgemein
gültige Wissens tatsachen sind — trotz des vereinigten Ansturms der
Parapsyehologen zu vereiteln, die öffentliche Meinung unter dem Deckmantel
der Autorität zu bluffen, um schließlich über einen schlichten
Bernburger Schulmeister, einen reinen Praktiker, einen Dilettanten und
Außenseiler der Wissenschaft, einen Glaubensokkultisten, und sein
durchaus nicht etwa im wissenschaftlichen Sinne mustergültiges Material
zu stolpern. Das ist insofern lehrreich, als man ersieht, daß der
Schleuderschuß der Lächerlichkeit und Schadensfreude den Koloß eines
überlebten Dogmas sicherer tötet als ganze Archive wissenschaftlicher
Argumente es zu tun vermögen.

Dr. Hellwig, Landgerichtsdirekior aus Potsdam, ein übereifriger
und übergeschäfliger Vorkämpfer der Richtung Molls, ein Bücherwurm
und Aktenwälzer ohne praktische Erfahrung und Eignung in der
Experimentalpsychologie, ein Mann ohne besonderes persönliche oder
wissenschaftliche Format, der jahrelang die Presse mit antiokkul-
tisliscben Artikeln überschwemmte, sich bei Okkultistenpr o z e s sen als
Sachverständiger anbot und gleichzeitig als Sachverständiger eine Anzahl
Zeitungen als Berichterstatter versorgte — dieser Mann hat sich,
allerdings unfreiwillig, den herostratischen Ruhm erworben, durch
Inszenierung eines mittelalterlichen Hexenprozesses gegen Drost den
antiokkultistischen Tempel in die Luft gesprengt zu haben.

Der Lehrer Drost, der zuerst eine umfangreiche hypnotische Heilpraxis
mit gutem Erfolg betrieben hatte, entdeckte unter seinen Hypnotisierten
eine Anzahl guter telepathischer Medien und verwendete
diese zur Verbrechensaufklärung. Das Publikum überlief ihn, er hatte
zweifellose Erfolge, die Behörden schickten ihm Klienten und zogen
ihn bei schwierigen Kriminaifallen zu, so daß er der Meinung sein
mußte, sich der Billigung und des hohen Schutzes der Obrigkeit zu
erfreuen.

Ein ehemaliger Schauspieler Hillebrecht, der ein schwindelhaftes
Konkurrenzunternehmen aufgemacht, die Bernburgcr Staatsanwaltschaft
durch einen frechen Bluff düpiert hatte und verhaftet worden
war und auch gestanden halte, denunzierte Drost als Schwindler.
Schon vorher hatte Hellwig mit Drost und der Bernburger Polizei
korrespondiert. Auf einen Aufruf lief eine Anzahl weiterer, zum Teil
auf Drost bezüglicher Denunziationen ein von Personen, die sich durch
die kriminalistische Hellseherei Unschuld g verdächtigt und g schädigt
fühlten, und eines schönen Tages wurde der Lehrer von seinem Amt
weg verhaftet und wanderte auf fünf Monate in Untersuchungshaft;
es wurden einige !\o Fälle ausgegraben, an i3d Zeugen ein äußerst
verfänglich und suggestiv gehaltener Fragebogen verschickt, der ihnen
geradezu die Erklärung, daß sie sich durch Drost betrogen fühlten,
in den Mund legte. Dr. Hellwig verfaßte ein ca. l\oo Seiten starkes
I Gutachten, das man mit dem besten Willen nur als antiokkultistische
j Tendenzschrift im allgemeinen und als höelist einseitige Staatsanwalt-


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