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732 Psychische Studien. LH. Jahrgang. 12. Heft. (Dezember 1925.)
Wenngleich auch dieser Fall nicht aufgeklärt worden ist, so ist
doch die Uebereinstimmung dieser präzisen Details, von denen das
Medium keine Kenntnis haben konnte — denn es war in Magdeburg
gänzlich unbekannt — eine so überraschende, daß an Zufall nicht ernsthaft
gedacht werden kann. Auch hier lassen sich die Zufallskoef fizienten
kaum zahlenmäßig ausdrücken.
Wie man sieht, läßt sich natürlich gegen den Einzelfall und gegen
die Einzeldaten sehr wohl dieses oder jenes Bedenken gellend machen.
Mag manchesmal der allmächtige Zufall oder geschickte Verwertung
zu weitgehenden Informationen das eine oder andere ,, Wunder" natürlich
erklären, mögen nachträgliche Erinnerungstäuschungen der Zeugen
das eine oder andere allzu günstig gefärbt, dieses oder jenes Detail
hinzugedichtet haben. Nicht bloß der Straf rech! spraktiker, wie Dr. Hell-
wig meint, weiß diese Möglichkeit einzuschätzen — sie sind auch dem
Parapsychologen höchst geläufig. Man setze also ruhig einen Teil des
Wunderbaren auf das Konto solcher Fehlerquellen. Den gesamten Komplex
des im Prozeß zutage getretenen Materials — unendlich vieles
mußte ja aus Mangel an Zeit und an Verständnis iinerörtert unter den
Tisch fallen — alles dieses auf diese Weise „natürlich" und rationalistisch
erklären zu wollen ist nicht statthaft. Eine derartige Zufallshäufung
, die demgemäß angenommen werden müßte, kommt eben
praktisch nicht vor und wird durch kein Beispiel belegt. Hier ruft die
kalte klare Wahrscheinlichkeitsmathematik der materialistischen Dreh
und Deutelsucht ein gebieterisches Halt! zu.
Man wird also vielleicht den Einzelfall, für sich allein betrachtet,
nicht als beweisend im naturwissenschaftlich-exakten Sinne ansehen können
und zwar, wie schon erwähnt, von vornherein und aus rein methodologischen
Gründen. Wo es sich um parapsychische Phänomene handelt,
fordern wir völlige und mehrfache Sicherung. Jedoch die Häu fung der
\jcbereinstimmung im Gesamtbild — und diese Liste ließe sich noch
erheblich vermehren — gibt uns die Gewißheit, daß hier nur die Annahme
telepathischer Zusammenhänge eine befriedigende Erklärung
bringt, zumal ja Telepathie keine Hypothese, sondern eine Tatsache
ist. Und so besteht, wie auch der Skeptiker bei gerechter Beurteilung
zugeben muß, meine Behauptung zu Recht, daß das Drostsche G e -
s a m t m a t e r i a 1 beweisend ist für die parapsychische Fähigkeit
seiner Hauptmedien.
Zum Schluß möchte ich noch erwähnen, daß ich am Tage vor der
U rtei 1 svcrkü ndung ein recht gutes und überzeugend gelungenes abwesenheitstelepathisches
Experiment mit dem männlichen Ilauptmedium
Drosts, Franz Blencke, gemacht habe, und zwar in Gegenwart des Sachverständigen
Dr. Tischner und zweier Pressevertreter. Der eine dieser
beiden, Martin Zickler, entfernte sich auf eine Viertelstunde aus dem
Hause und führte mehrere auf äußeren Anreiz improvisierte unberechenbare
, man kann sagen: absurde Handlungen aus, die von dem
hypnotisierten Medium in durchaus zutreffender Weise und in ziemlich
genauen Einzelheiten gleichzeitig angegeben wurden. Dieser Ver-
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