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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1956/0016
dem Ostgotenkönig Theoderich dem Großen, und geraten nach seinem Tode
(f 526) doch unter fränkische Herrschaft. Ihre politische Selbständigkeit nach
außen geht damit verloren. Theudebert I. (534—548) gliedert sie fester dem
Frankenreich an. Ihre Herzöge bleiben noch ziemlich selbständig. Erst die
Karolinger vollziehen die Einschmelzung in ihr Großreich. Das Stammesherzogtum
wird 746 endgültig beseitigt. Nun amten fränkische Statthalter, Grafen.

Prachtvolle Arbeiten von Kunsthandwerkern merowingischer Zeit finden
sich auch in unseren alamannischen Gräbern. Es handelt sich dabei häufig um
Einfuhrgut aus dem fränkischen Mosel-Rheingebiet oder dem langobardischen
Italien, das gerne Anregungen aus dem byzantinischen Formenkreis verwendet
. Almandineinlagen (indischer Granat) in Schmuckstücken werden seit dem
Ende des 5. Jahrhunderts am fränkischen Königshof von südrussischen Goldschmieden
gefertigt. Sie sind im 6. Jahrhundert Mode. Die typische Tier- und
Schlingornamentik der Gold- und Silberfibeln (Broschen), der silbertauschier-
ten Beschläge (Silberdrahteinlage auf Eisen) findet, neben Grundformen aus
Südengland (kentischer Helmstil), mit ihren Ursprung in den Randtieren
und Spiralornamenten spätrömischer Kerbschnittbronzen des 4. und 5. Jahrhunderts
und in mittelmeerischen Flechtbandmotiven. Die Unheil abwehrende
, tiefe magische Bedeutung solcher Verzierungen ist oft unverkennbar.
Wegen der Ähnlichkeit des Formenguts in den Gräbern lassen sich Alamannen
von Franken in der Regel nicht unterscheiden. Die wirtschaftliche, kulturelle
und damit auch modische Durchdringung ist durchaus gegeben. Somit können
Ortsgründungsfragen, wie die der -heim-Orte, von hier aus selten beantwortet
werden.

Von den religiösen Vorstellungen und Bräuchen der Alamannen berichtet
uns Agathias um 570. Sie verehren heilige Bäume, Quellen, Anhöhen und
Schluchten. Dort bringen sie oft Pferde, Rinder und andere Tiere als Opfer
dar. So könnte Trudperts Ermordung vor 645 auch damit zusammenhängen,
daß er in einen heiligen Bezirk eindringt. Befindet sich doch gerade seine
Grabkirche über einem Brunnquell. Nach kurzer arianisch-ostgotischer Einflußnahme
(497—526) — auch über 30 langobardische Goldblattkreuze in
alamannischen Gräbern, die zum Teil auf dem Mund liegen, geben zu
denken, wenn man in ihnen nicht nur Handelsgut vermuten will — findet
gegen 600 auf fränkisches Betreiben die katholische Lehre in Alaman-
nien Gehör. Besonders von Luxeuil, einer Klostergründung des Iren Kolumban
(f 615), und dem übrigen Burgund mit Wandermissionaren unternommen,
dürfte diese Bekehrung von oben her nach 700 im allgemeinen durchgeführt
sein. Die heidnische Sitte der Grabbeigabe wird zwar gegen Ende des 7. Jahrhunderts
oft weniger geübt, scheint aber doch noch jahrzehntelang geduldet
zu werden und sich erst in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts zu verlieren.
Trotzdem finden wir auch später beim Adel noch Beigaben, wie der kostbare
Frauenschmuck aus einem Grabe in der Kirche von Lahr-Burgheim (Ausgräber
St. Unser) 1955 zeigt. Mit der Zeit setzt sich dann die beigabenlose
Bestattung in Friedhöfen um die Gotteshäuser durch. Grabraub ist trotz
strenger Bestrafung (Lex Alamannorum) für die zweite Hälfte des 7. Jahrhunderts
häufig. Aus dem heidnischen Beigabenbrauch entwickelt sich das
„Seelgerät" einer christlichen Bestattung.

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