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Mitte des iL Jahrhunderts endgültig von Rheinau löste, in engere Beziehung31.
Im Schluchseegebiet sind Rheinfeldener Ansprüche durch dieses Hinwenden
nach dem südlichen Schwarzwald entstanden. Das alte Kloster Säckingen war
an diesen Vorgängen kaum beteiligt; Zell im Wiesental und Herrischried
waren seine äußersten Besitzpunkte32. Wohl aber griffen die Nellenburger
Grafen und durch sie das Kloster Allerheiligen in Schaffhausen nach der Mitte
des 11. Jahrhunderts in die Landschaft um Grafenhausen und zum Titisee
hin mit ein33.
Die Zähringer gerieten um eben diese Zeit in den Kreis der großen Politik;
im Jahre 1061 wurde Berthold I. zum Herzog in Kärnten bestellt, ohne daß er
dieses Amt allerdings auszuüben vermochte34. Die Zähringer aber kamen dadurch
enger mit den führenden Familien des Reiches zusammen. Zu Rudolf
von Rheinfelden, der durch seine Verwandschaft mit den Saliern im Jahre 1057
das Herzogtum in Schwaben erhalten hatte, knüpften sich engere Beziehungen.
Dies wieder war von entscheidenden Folgen, als der Investiturstreit ausbrach
, der zeitlich zusammenfiel mit jenem Ringen zwischen Fürsten und
Königtum um die Kräfteverteilung im Reich, das schon in den letzten Jahren
Heinrichs III. sich deutlich abgezeichnet hatte.
Als Rudolf von Rheinfelden zum König gegen Heinrich IV. gewählt war,
erhielt Berthold IL, der mit der Rheinfelderin Agnes vermählt war, von
Rudolf die Sorge um das Herzogtum Schwaben mitübertragen. Ihre Gegenspieler
waren die Staufer, denen Heinrich IV. 1078 das schwäbische Herzogtum
anvertraut hatte. Die Kämpfe des Hochadels, der zu Rudolf von Rheinfelden
hielt, mit den Anhängern Heinrichs IV. und der Stauf erherzöge wurden
auf breiter Front ausgetragen; vom Schweizer Mittelland bis zum Bodensee,
vom Oberrhein bis zum Hegau wurde der Kampf während zweier Jahrzehnte
mit andauernder Zähigkeit geführt. Der Schwerpunkt lag gleichwohl vom
Hegau über den Bodenseeraum bis nach St. Gallen; hier standen sich als führende
Persönlichkeiten vor allem gegenüber der Zähringer Gebhard, der seit
1084 Bischof von Konstanz war, und Abt Ulrich von St. Gallen (1077—1121), der
in Heinrichs IV. Politik eine große Rolle spielte und schließlich auch zum
Patriarchen von Aquileia bestellt wurde35.
Für die Zähringer, die mit allen ihren Kräften an dem Kampf beteiligt
waren, lag das Schwergewicht zunächst im Raum ostwärts des Schwarzwaldes,
im Hegau, im Bodenseegebiet und im Thurgau. Ihre Verstrickung in die Auseinandersetzungen
wurde noch tiefer, als sie im Jahre 1090 das Erbe der Rheinfelder
antraten, deren letzter männlicher Sproß damals ins Grab sank, sowie
von dem Zeitpunkt an, als Berthold II. 1092 von den schwäbischen Fürsten, die
gegen Heinrich IV. standen, zum Herzog erhoben wurde3".
Mit dem Jahre 1090 setzte aber durch das Rheinfelder Erbe für die Zähringer
eine folgenreiche Verlagerung ihrer Kräfte und ihrer Interessen ein;
das Oberrheingebiet und der Hochrhein sowie der Aareraum, in dem die
31 H.Büttner, St. Blasien und das Bistum Basel im 11./12. Jahrh. in: Zeitschr. Schweiz. Kirchengesch. 44
(1950), 137—148.
32 Krieger, Topogr. Wörterbuch Baden I 947; II 1559.
33 H. Büttner, Allerheiligen in Schaf Ihausen und die Erschließung des Schwarzwaldes im 12. Jahrh. in:
Schaflhauser Beiträge zur vaterl. Gesch. 17 (1940), 7—50.
34 Heyck, S. 26 II.
35 Vgl. H. Jänichen, Die Herren von Singen-Twiel in: H. Berner, Hohentwiel (Konstanz 1957), S, 136—147.
3« Heyck, S. 157, 165 I., 185 If.; G. Meyer von Knonau, Jahrb. Heinrichs IV. Bd. 4, 381 ff.; 5, 23 ff.
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