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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1958/0102
er zur gleichen Zeit davon überzeugt ist, daß dieses Verfahren ausgehen wird
wie das Hornberger Schießen, und daß der ihm bekannte und von ihm geschätzte
Autor unbehelligt bleiben wird. Noch einmal meldet sich auf einem
Zettel in sauberer, klarer Handschrift der Vertrauensmann „Notus". Die
„Piece" über den Malteserorden sei dem Orden noch immer ein Dorn im Auge.
Bewunderungswürdig sei die Sagazität des französischen Ministers Talley-
rand, der, als ihm die frappantesten Stellen der Schmähschrift übersetzt worden
seien, ausgerufen habe: „Celle a ete forgee ä St. Blaise et approuvee ä
Mergentheim." St. Blasien ist eines der Klöster, deren sequestrierten Besitz
der Malteserorden erstrebte, Mergentheim der Sitz des Deutschen Ordens.

Am 7. November 1804 teilt Greifenegg dem Erzherzog mit, die alte
Hohmannsche Landkarte des Breisgaus sei neu herausgekommen. Sie sei dahin
abgeändert worden, daß in den vermeintlichen Besitzungen des Johanniter-
ordens mit einer besonderen Farbe der Beisatz „Heitersheimisch" eingedruckt
worden sei. „Die Kanaille", fügt Greifenegg hinzu, „werde es sich wohl etwas
kosten lassen", und er legt seinem Bericht ein nagelneues Exemplar der Hoh-
mannschen Landkarte des Breisgaus mit den angeblich heitersheimischen Besitzungen
bei.

Seit Beginn seiner Tätigkeit berichtet Greifenegg fortgesetzt und unentwegt
dem Herzog, oft mehrmals im Laufe einer Woche, über alle wichtigeren
Vorkommnisse aus dem Bereich seiner Verwaltung. Ihm als dem Präsidenten
der Regierung ist die Korrespondenz mit dem Landesherrn ausdrücklich vorbehalten
worden. Diese Berichte enthalten eine Fülle persönlicher Urteile
und Bemerkungen und sind daher nicht nur hinsichtlich der geschilderten
Vorgänge, sondern auch für die Denkweise und den Charakter des Berichterstatters
aufschlußreich. Die Berichte Greifeneggs füllen drei stattliche Bände,
die Antworten des Erzherzogs einen Band. Greifenegg bedient sich in seinen
Berichten der Anrede „Königliche Hoheit" und endet mit der Floskel „In tiefster
Erniedrigung", der Erzherzog beginnt mit der Anrede „Lieber Greifenegg
" und endet mit den Worten „Ihr Ferdinand".

Über einen Brief des Erzherzogs äußert sich Greifenegg mit den Worten:
„An der Durchlauchten Bestimmtheit mißkenne ich gewiß nie die Meisterhand."

Am persönlichen Schicksal des Erzherzogs, insbesondere seinem jahrelangen
Kampf um die Anerkennung seines Anspruchs auf Apanage nimmt
Greifenegg lebhaften Anteil. Der Erzherzog, Bruder des verstorbenen Kaisers
und Onkel des jetzigen Kaisers, hat gegen „die k. u. k. Majestät einen Prozeß
wegen des Genusses und Eigentums an Apanage von 2000000 11." angestrengt.
Als der Erzherzog seinen Prozeß in erster Instanz in Wien gewonnen hat,
drückt Greifenegg durch Brief vom 13. Juli 1804 seine „Freude über den gerecht
gewonnenen Prozeß" aus. „Wir werden unseren Dank zu Gottes gerechtem
Thron bringen, und wenn wir nicht besorgten, daß es anstößig auffallen
würde, sollte es durch ein öffentliches Te Deum erfolgen."

Wiederholt bringt Greifenegg den Wunsch zum Ausdruck, der Erzherzog
möge sein Land aufsuchen. „Die höchste Gegenwart im Lande wäre eine
äußerst notwendige Guttat."

Nachdem der Erzherzog seinen Prozeß gewonnen hat, freut sich Greifenegg
darüber, daß der Erzherzog demnächst seinen Palast in Wien bezieht und
„Königliche Hoheit auch Kanzlei und Registratur in Ordnung halten und sich
von Zeit zu Zeit vorlegen lassen kann". Ob allerdings der letztere Wunsch vom
Erzherzog geteilt wurde, bleibt unbeantwortet.

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