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Wiederholte Anfälle von Schlag hatten seine Lebenskraft geschwächt,
und so erlag Er endlich dem letzten, stärksten Angriffe, kaum einige
Stunden später, als, ein Jahr zuvor, der Erzherzog Ferdinand, von dem
Er nie ohne Enthusiasmus sprach und den Er noch immer tief betrauerte,
in eine bessere Welt hinübergeschlummert war."
Greifeneggs Sohn, Hermann, wird später österreichischer Geschäftsträger
am badischen Hof, bis sich ergibt, daß durch Indiskretionen seiner Angestellten
seine für Wien bestimmten Berichte der badischen Regierung bekannt werden.
Er wird Kommandant der Bergfeste Os-
sopo in Friaul, später von Zara, und stirbt
1847 in Freiburg, wo er seinen ererbten
Besitz, das Greif enegg-Schlößchen, hatte
verkaufen müssen. Resigniert zieht er unter
seinem von dem Künstler Haubert gezeichneten
Porträt das Fazit seines Lebens:
„Aus dieser Welt so zusammengeknetet,
daß jeder Gegner (darunter Gauner) den
Biederen beraubt, hat Der Mann nichts, ja
gar nichts gerettet, als seine Ehre und sein
alterndes Haupt."
Die Schicksale der Menschen sinken
und steigen. Der Todesanzeige für Greifen-
egg geht in dem gleichen Blatt die Mitteilung
von der Ernennung seines Gegners,
des Freiherrn Karl von Baden, zum Landvogt
zu Freibura: voraus. Um die Bedenken
des bisherigen Hofrichters, seine Berufung
bedeute eine Zurücksetzung, zu zerstreuen,
ernennt ihn Karl Friedrich zum Geheimen
Rat. Hofrichter v. Andlaw wird nachmals
badischer Minister.
Karl v. Rotteck aber geht in die deutsche Geschichte ein. Er wird zum Mitbegründer
und Träger des deutschen und des badischen Liberalismus. Er
schreibt seine Weltgeschichte, aber er bestimmt auch durch sein Urteil weitgehend
und nachhaltig das Geschichtsbild, das sich auf die Zugehörigkeit des
Breisgaus zum modenesischen Herzogshaus und dem österreichischen Erzhaus
bezieht. Die wenig freundliche Art, mit der das Wirken Greifeneggs bei den
Geschichtsschreibern der Stadt Freiburg, Bader und Schreiber, dargestellt
wird, dürfte auf Bemerkungen Rottecks zurückzuführen sein, der sich über
Greifenegg wie folgt geäußert hatte:
„Der größte Teil unseres Volkes ist auf die Regierung und auf Greifenegg
gar nicht gut zu sprechen. Die Ursache davon liegt in dem willkürlichen, man
kann sagen despotischen Verfahren derselben und ihres Chefs, in dem Eifer
der landständischen Patrioten, in den Besorgnissen aller Freunde der Universität
und in dem Einflüsse der Partei des Landrechtspräsidenten von Baden,
welche dem Greifeneggschen Treiben entgegentrat.
Greifenegg ist der unumschränkte Regent und alles andere nur seine
Kreatur. Die kriechende, verächtliche Unterwürfigkeit der meisten Regierungsglieder
gegen den Chef hat bereits die Satire und das Mitleiden der
Abb. 9
Hermann von Greifenegg
Gez. von J. v. Haubcrt
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