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Als dieser im Jahre 1078 das Erbe seines Vaters antrat, war seine Lage
anscheinend eine ziemlich schlechte. Seine Besitzungen in Schwaben waren
durch mehrere Züge der Königlichen schwer heimgesucht, aus dem Thurgau
und vom Bodensee wurde er durch den Abt von St. Gallen zurückgedrängt77.
Um so überraschender ist die nun folgende Wendung. Berthold IL zog 1079
über den Schwarzwald in den Breisgau, legte Beschlag auf die dortigen großen
Besitzungen St. Gallens und unterwarf sich, wie es später heißt, alle die Leute
von dem Breisgau und auf dem Schwarzwald7S, also offenbar die Königsleute.
Seine Hauptstütze wurde hier das reichlich vorhandene Königs- und Herzogsgut
, auf das er seine Ministerialen setzte. Von den Namen, die im Rotnlus
Sanpetrinus erscheinen, sind sicherlich manche aus Schwaben mit Berthold
gekommen. Dessen Stellung im Lande können wir nur eine herzogliche
nennen, wie er auch nach dem Tode Bertholds von Rheinfelden tatsächlich
Herzog von Schwaben wurde. Die Grafschaft im Breisgau erhielt der Sohn
des Markgrafen Hermann von Verona, Hermann II. von Baden, Neffe Herzog
Bertholds II. Im Gegensatz zu seiner Familie wurde Hermann ein zuverlässiger
Anhänger Heinrichs IV. Besitz im Breisgau hatten diese Markgrafen außer
Hachberg zunächst so gut wie nicht79. Um so mächtiger im Breisgau wurden
die Herzöge, die sich nach ihrem Verzicht auf Schwaben im Jahre 1098 von
Zähringen nannten80. Die Grafschaft bedeutete hier politisch nicht viel.
Der Ausgleich mit dem schwäbischen Herzogtum der Staufer hat die Zähringer
im Breisgau in ihrer herzoglichen Stellung belassen. Sie behielten das
Reichsgut und die Regalien, diese als baslische Lehen, den Wildbann und die
Bergwerke. Das Gut von St. Gallen dürfte im wesentlichen an das Kloster
zurückgekommen sein. Mehr als der baslische scheint zunächst der straß-
burgische Einfluß zurückgedrängt.
Auf die Städtegründungen und die Rodungstätigkeit, durch welche die
Zähringer ihre Macht ausbauten81 und sich im Lande und in der deutsche]!
Geschichte bleibende Denkmäler gesetzt haben, kann hier nicht eingegangen
werden. Der Landesausbau im Breisgau, insbesondere die Einbeziehung und
Kultivierung der Schwarzwaldgegenden, hat bisher noch keine zusammenfassende
Behandlung und Darstellung erfahren, wenn auch schon viel Teilarbeit
geleistet ist.
Über vieles, was die Zähringer besaßen, werden wir erst durch die Zeit
nach ihrem Aussterben 1218 unterrichtet, als der staufische König, die
Grafen von Freiburg und die Markgrafen von Hachberg sich um das Erbe
stritten. Aus diesen Hinweisen geht jedoch nicht hervor, wann die Zähringer
den betreffenden Besitz in die Hand bekamen, wie also derselbe im ganzen
sich zeitlich entwickelt hat. Dadurch kann der Eindruck entstehen, als hätten
während des ungefähr eineinhalb Jahrhunderte dauernden zähringischen
ITerzogtums gleichbleibende Herrschaftsverhältnisse im Breisgau bestanden.
Zudem hat es unter den Mitgliedern der Familie Teilungen gegeben, deren
Einzelheiten nicht immer bekannt sind. Ich erinnere nur an die Söhne Bertholds
L, Hermann und Berthold IL, an die Brüder Berthold III. und Konrad,
77 ebd., S. 119 f.
TS ebd., S. 122.
7'J Zusammenstellung des Besitzes bei Elisabeth Tritscheler, Die Markgrafen von Baden im 11., 12. und
13. Jh. (Diss. 1954).
so Th. Mayer, HZ 159, S. 432.
81 ebd., S. 478. — ders., Staat der Herzöge von Zähringen.
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