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S. Michaels-Kapelle wurde um 1300 in das Emporengeschoß des Münsterturms
übertragen5. 1277 erscheint in der Neuburg, nahe der Altstadtmauer, eine
weitere S. Michaels-Kapelle0, die zunächst dem Münster, später dem Kloster
Beuron inkorporiert war und wahrscheinlich bis 1677 bestand.
Mit den Bettelorden hielten die ersten klösterlichen Niederlassungen ihren
Einzug in Freiburg. Schon vor 1229 siedelten sich Franziskaner zunächst vor
den Mauern der Stadt an7; 1246 erhielten sie vier Hofstätten als Bauplatz für
ihr Kloster am heutigen Franziskanerplatz mit der dort schon bestehenden
S. Martinskirche8. Die Dominikaner werden 1233 zuerst genannt0; ihr Kloster
erhielt den Platz an Unterrinden neben dem nach ihnen benannten Predigertor.
Bei ihrer Niederlassung in Freiburg 1278 übernehmen die Augustiner-Eremiten
eine ältere Religiosen-Niederlassung bei Oberlinden zwischen der Salzstraße
und der Stadtmauer10. Von den drei Bettelordensklöstern sind erhalten geblieben
nur die Bauten der Franziskaner und Augustiner-Eremiten, während die
bedeutenden Reste des Dominikanerklosters beiUnterlinden, die im Vinzentius-
haus eingebaut, durch dessen Zerstörung 1944 erst wieder richtig sichtbar geworden
waren, neuerdings bei der Enttrümmerung vernichtet worden sind. Das
Kloster hat im Leben der Stadt eine wichtige Rolle gespielt. In seinem Kollegium
haben noch in der Frühzeit eine Zeitlang Albertus Magnus und Petrus Martyr
gelehrt, das Gästehaus, der „Kaiserbau", hat die vornehmsten Besucher der
Stadt beherbergt, darunter Papst Johann XXIII. gelegentlich seiner Flucht aus
Konstanz 1415. Vom Franziskanerkloster sind der noch stehende Ostflügel des
Kreuzgangs und der Chor der Kirche im letzten Drittel des 13. Jahrhunderts,
das nach der Zerstörung 1944 vorbildlich wiederaufgebaute Langhaus im ersten
Viertel des 14. Jahrhunderts entstanden. Der ganze Klosterkomplex der Augustiner
-Eremiten ist im wesentlichen gut erhalten und gibt einen Begriff von einer
umfangreichen, im Laufe der Jahrhunderte mit den wechselnden Bedürfnissen
entstandenen Klosteranlage. Gegenüber den Augustinern taucht 1298 zwischen
Salz- und Herrenstraße die kleine Niederlassung der Antoniter auf, heute noch
kenntlich an dem reizenden Glockentürmchen aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts
.
Alle übrigen Klostergründungen konnten nur noch in den Vorstädten oder
jenseits der Dreisam untergebracht werden. Es waren allein drei Dominikanerinnenklöster
: 1234 Mariä Verkündigung im Dorf Adelhausen11 und in unmittelbarer
Nachbarschaft in der unteren Wiehre 1297 S. Katharina12; 1264 S. Agnes
in der Lehener Vorstadt zwischen dem Lehener und dem Peterstor13. Die Karmeliter
, die 1238 nach Deutschland kamen, haben nur ein kurzes Gastspiel in
Freiburg gegeben; das von ihnen verlassene Kloster beziehen 1272 Franziskanerinnen
nach der Regel der H. Klara (Klarissen)14. In ihrer Nähe hatten
schon vor 1247 die Reuerinnen ihr Kloster S.Maria Magdalena gegründet15.
5 Fr. U.B. Bd. IL 192 Nr. 171.
6 Fr. U.B. Bd. I, 277 Nr. 509.
7 Fr. U.B. Bd. I, 30 Nr. 44.
8 Vgl. o. u. Anm. 2. — Fr. U.B. Bd. I, 78 Nr. 91.
0 Fr. U.B. Bd. I, 36 Nr. 49.
10 Vgl. o. u. Anm. 2. — Fr. U.B. Bd. I, 285 Nr. 367.
11 Fr. U.B. Bd. I, 42 Nr. 55.
12 Fr. U.B. Bd. II, 271 Nr. 227.
13 Fr. U.B. Bd. I, 281 Nr. 311.
14 Fr. U.B. Bd. IL 36 Nr. 26.
is Fr. U.B. Bd. I, 85 Nr. 98.
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