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4. B a ii in w o 11 s p i n ti e r e i. „Gehört zu den ausgedehntesten des Kontinents
, und ihre Wasser-, Mule- und gezwirnten Garne werden den englischen
vorgezogen."
5. Che m ische K u n s t b 1 e i c h e für die Garne und ZAvirne. Das
Bleichnaus wurde nach dem Ankauf 1821 erweitert und um ein Stockwerk
erhöht.
Dazu kamen die Nebenbetriebe, wie Sägmühlen, Fuhrpark. Gärtnerei,
Land- und Forstwirtschaft.
Wie zu dieser Zeit das gewaltige Viereck der Klosteranlage verwendungs-
tnäfiig eingeteilt war. ergibt sich ans der nachfolgenden Aufstellung, wobei
die Reihenfolge, beim Hauptportal beginnend, jeweils im Uhrzeigersinn
angegeben wird:
[.Stock : Pforte, Metzgerwohnung, Nähstube, Kartoffeldörre, Baumwollmagazin
, Arbeiterwphnungen (Mesnerwohnung, Sakristei, Kirche), Werk-
stätte für Gewehrfabrikation, Gewehr- und ölmagazin, Zeichensaal, Feilenhauerei
, Mühlen macherei, Gießerei, Tiegelmacherei, Küchengeschirrkammer,
Küchenmädchen, Küchennieisterin, Küche für Knaben und Mädchen, 2 Speisesale
. 3 Vorratskammern für Küche und Fabrik. Garnmagazin, Krankenzimmer
. I Arbeiterwohnnng, Bäckerei, Kontor, Gipsbrennerei, Maschinen-
mahlerei. Pförtner.
I I. Stock: Geschäftsführer, Gastzimmer, Arbeiterwohnungen (Kirche),
Arbeiterwohnungen „Franzosengang", Flolz- und Eisendreherei und Schlosserei
, Gewehrfabrik, Spinnerei, Schlafsaal für Knaben, Spinnmeister, Wohnung
Eichthal, Jägerzimmer, Schule.
III. Stock: Gastzimmer, Arbeiterwohnungen (Kirche), Arbeiterwoh-
Illingen „Franzosengang", Schreinerei und Schäfterei (Sattlerei), Spinnerei,
Museumsgesellschaft, Arbeiterwohnungen. Zimmer für Besuche, Saalmeisterin
. Schlafsaal für Mädchen.
Im Keller waren nicht weniger als sieben Wasserräder als Kraftquellen
untergebracht, die durch hölzerne Kanäle aus der Alb und Steina gespeist
vv u rden.
Für den Betrieb wurden nach Eichthals Angaben jährlich verbraucht :
2000—5000 Zentner Stab- und ebensoviel Roh- und Gußeisen,
300—600 Zentner Stahl.
mehrere 100 Zentner Metalle, <J
500—600 Stämme Eichen. Buchen und Tannen,
5000—4000 Zentner amerikanische Baumwolle aus französischen und niederländischen
Häfen (w as einer durchschnittlichen Garnproduktion von
schätzungsweise 15 000 kg im Monat entsprechen dürfte).
Spinnereileiter war der geschickte Mechaniker Felix Spitz aus Menzenschwand
, der vordem schon Bodmers Gehilfe und vom Baron zu selbständigen
Arbeiten herangezogen worden war, sehr zum Verdruß des Erfinders.
Im Jahre 1852 ließ Eichthal für die Spinnerei im Mühlenhaus zur Ver-
stärkung der Kraftanlage eine Turbine anlegen. Da sie aber die Erwartungen
nicht erfüllte, ersetzte er sie samt dem Wasserrad vier Jahre später durch eine
leistungsfähigere nach der Bauart des Franzosen Fourneyron: es soll die erste
dieses Systems auf dem Kontinent gewesen sein.
1835 schenkte der Freiherr seinem Meister Spitz einen Bauplatz beim
Kloster f ür ein Wohnhaus mit Scheuer. Das Geschäft dürfte damals noch in
Flor gewesen sein, aber fünf Jahre später setzte ein Rückschlag ein. dessen
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