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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1961/0036
Gelehrten erfolgt zwar unter der Bezeichnung „illustris Ioannes Capnion",
jedoch fehlt das in solchen Briefen übliche vertrauliche „noster", aus dessen
Verwendung auf eine — sei es noch so lose — persönliche Beziehung geschlossen
werden könnte.

Läßt sich so auch kein unmittelbares persönliches Verhältnis des Zasius zu
Reuchlin noch ein solches von Reuchlin zu Zasius feststellen, so kann man doch
mittelbare Fäden aufdecken, die zwischen den beiden Gelehrten bestanden, so
dünn sie auch gewesen sein mögen. Über sie lassen sich aus der Amerbachkorre-
spondenz Nachrichten gewinnen, die den früheren Reuchlinforschern noch nicht
zugänglich waren. Ihre Veröffentlichung hat manche jenen unbekannt gebliebene
Briefe und Gutachten zutage gefördert. Die Verbindungslinien führen
über Johann Amerbach, den aus der Geschichte des Basler Frühdrucks bekannten
Besitzer einer bedeutenden Buchdruckerei, dessen Name nachmals zusammen
mit dem des Johannes Frobenius zu Weltruhm gelangte14. Die Beziehungen
reichen in die Mitte der Siebzigerjahre des 15. Jahrhunderts zurück und
haben sich später auch zu Amerbachs Söhnen weitergesponnen. Johann Amerbach
hatte dem jungen Reuchlin in seiner Basler Zeit die Herstellung eines
lateinischen Wörterbuchs in Auftrag gegeben, an dem er selbst mitgearbeitet
zu haben scheint15. Es erschien zuerst im Jahre 1478 in Amerbachs Offizin und
nachher noch öfter unter dem Titel Vocabularius breviloquus, wenngleich ohne
Angabe der Namen des Verfassers und des Druckers10. An Reuchlins Verfasserschaft
besteht jedoch kein Zweifel17. Zwischen Autor und Drucker bahnte sich
eine Freundschaft an, die bis zu des letzteren Tode im Jahre 1513 dauerte. Sie
ist bezeugt durch eine Korrespondenz, welche zwischen beiden hin und her
ging18. Reuchlins Briefe betreffen mehr geschäftliche Angelegenheiten, bisweilen
erbittet er in solchen einen Rat von seinem Verleger, während dieser den
gelehrten Autor um Auskünfte über Probleme der griechischen und hebräischen
Philologie und Typographie ersucht. Persönliche Saiten klingen dabei an. Auf
einen nicht erhaltenen Bericht Amerbachs über seine Söhne und ihre geistigen
Interessen gibt Reuchlin der Freude Ausdruck, daß auch diese „amatores bona-
rum literarum" seien, und bietet Förderung ihrer literarischen Bestrebungen
an19. In einem anderen Briefe nach Basel beruft er sich auf die alte gegenseitige
Freundschaft20. Nach dem Tode des Vaters rühmen seine Söhne und Nachfolger
im Druckereibetrieb Bruno und Basilius Amerbach Reuchlins Mitarbeit an der

14 Über Johann Amerbach ausführlich Alfred Hartmann, Zur Lebensgeschichte Johann Amerbachs
, in Hartmann, Die Amerbachkorrespondenz, I, Basel 1942, S. XIX—XXIII, mit wiederholter
Erwähnung Reuchlins; IV, 1953, S. 484—486; daselbst I, S. XXIII, Literaturhinweise, wozu neuerdings
noch: Hans Rudolf Hagemann, Rechtswissenschaft und Basler Buchdruck an der Wende
vom Mittelalter zur Neuzeit, Zeitschrift der Savignystiftung für Rechtsgeschichte, Germ.Abt., LXXVII,
1960, S. 265 ff., 269 ff. — Über Johann Froben Hartmann, I, S. 155.

15 Hartmann, I, S. XXI, 26 f., Anm. 2.

iß Josef Benzing, Bibliographie der Schriften Johannes Reuchlins im 15. und 16. Jahrhundert,

S. l_5, Nrn. 1—22; Hartmann, I, S. 19, Anm. 2; S. 27, Anm. 2.
IT Benzing, S. 1.

18 Vgl. Hartmann, I, Register, S. 483 unter „Reuchlin".

19 Reuchlin an Johann Amerbach, Stuttgart, 26. Januar 1507, Hartmann, I, Nr. 329, S. 307: „Quod
filios habes et dociles et amatores bonarum literarum, gaudeo haud mediocriter, crede mihi, tui causa.
Eis aliquando si poterit mea opera usui fore, iubeto, utut voles; et valeas".

20 Reuchlin an Johann Amerbach, Stuttgart, 12. April 1507, Hartmann, I, Nr. 334, S. 314: . . . quoti-
dieque vehementius expecto literas tuas, hominis mihi instar Achatis fidissimi [Achates war des Aeneas
getreuester Gefährte]; . . . Quare oro te pro nostra vetere inter nos amicicia, nihil cuncteris, quin ad
me bonum nuncium rescrib4s tuis desyderatissimis literis per hunc Cyrum ad me dandis." Amerbachs
Antwort erfolgte bald nachher noch im April 1507; Hartmann, I, Nr. 335, S. 315 f. Vgl. auch Amerbachs
Brief an Reuchlin, Basel 27. Juni 1509, Hartmann, I, Nr. 420, S. 382 f. (betreffend die Emendation
griechischer und hebräischer Ausdrücke in der Hieronymusausgabe) und den Reuchlins an
Arnerbach, Stuttgart, 12. Juli 1510, Hartmann, I, Nr. 438, S. 405 f., in welchem gegenseitige Besuche
erwogen werden.

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