http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1961/0045
Geheimschreiber Maximilians, dann Sekretär Karls V. und Erzherzog Ferdinands
. Die juristische Literaturgeschichte kennt Spiegel als Verfasser eines
lexicon iuris civilis, des ersten Werkes dieser Art, in dem die humanistischen
Autoren Alciat, Mudäus, Haloander und Zasius eingehend berücksichtigt
worden sind. Neben ihm verdankte Zasius später seine guten Beziehungen zum
Landesherrn und seine damit verbundene feste Stellung in Freiburg weitgehend
auch Johann F a b r i aus Leutkirch im Allgäu, der 1510 bei ihm
promovierte und als Coadjutor-Bischof von Wien einer der engsten Vertrauten
Ferdinands I. wurde.
Wie im folgenden Jahrzehnt der Basler Bonifacius Amerbach, so war in der
ersten Zeit der Lehrtätigkeit von Ulrich Zasius Johann Mayer, genannt
Eck, der spätere Gegenspieler Martin Luthers, die führende Persönlichkeit
unter den Zasiusschülern. Eck lehrte damals an der Artistenfakultät, studierte
Theologie und hörte daneben sechs Jahre lang juristische Vorlesungen.
Unter den Freunden Ecks, die ebenfalls Zasiusschüler waren, ragt der Langenargener
U r b a n u s R h e g i u s hervor, der spätere Reformator des Herzogtums
Braunschweig-Lüneburg. Zasius, in dessen Haus er wohnte, hatte ihn
besonders gern. Unter dem Einfluß Ecks gab Urbanus Rhegius jedoch 1510 das
Jurastudium auf und wurde Theologe. Als er dann als Domprediger in Augsburg
zum Protestantismus übertrat, brach die Verbindung zu Ulrich Zasius bald
ab. Zu dem Kreis um Eck gehörte auch der Münchner Thomas Rose lifo
u seh, der 1509 Professor des Zivilrechts in Ingolstadt war, darauf Rat und
Kanzler Herzog Ludwigs von Bayern in Ingolstadt, ebenso Franz Breitnauer
, 1518 „inter caesaris capitaneos, bellica virtute, robore, rectitutine et
industrie praeeipuus"3. Als Eck zur Disputation nach Bologna reiste, traf er
Breitnauer als Kommandanten der Burg von Verona, „noch unter den Waffen
den Musen hold"4.
Der erste in der langen Reihe von Rechtslehrern, die Ulrich Zasius ausgebildet
hat, war der Stadtbadener Hieronimus V e u s. Von 1510 bis 1514
las dieser in Freiburg über die Institutionen, war auch mehrfach Rektor, kehrte
dann aber in die Heimat zurück und spielte als Rat und Kanzler des Markgrafen
von Baden in der Kirchen- und Reichspolitik seines Fürsten lange Jahre
eine bedeutende Rolle. In den für den Fortgang der Reformation entscheidenden
Tagen im April 1521 in Worms rückte Veus in den Mittelpunkt des Geschehens
, als er zusammen mit dem Augsburger Konrad Peutinger mit der
Aufgabe betraut wurde, Martin Luther nach dessen großem Auftritt vor Kaiser
und Ständen doch noch zu einem Widerruf zu bewegen; die Fronten waren
jedoch bereits zu sehr verhärtet, als daß den geschickten Unterhändlern Erfolg
hätte beschieden sein können. Als Vertreter seines Fürsten auf allen Reichslagen
zugegen, war Veus, wie sein Lehrer Zasius voll Befriedigung erzählte, an
der Abfassung der auf Grund des Reichsabschiedes von 1529 erlassenen Konstitution
Karls V. beteiligt, in der die umstrittene Frage der Teilung bei gesetzlicher
Erbfolge unter Geschwisterkindern auf die von Zasius vertretene und
durch ihn ins Freiburger Stadtrecht aufgenommene Lösung nach Azo — Teilung
nach Köpfen — gelöst wurde.
Nach dem Ausscheiden des Veus im Jahre 1514 wurde der Lehrstuhl der
Institutionen dem Konstanzer Georg Sch motzer anvertraut, der nach
sechsjährigem Jurastudium unter Ulrich Zasius gerade zum doctor iuris promo-
3 So schrieb sein Lehrer Zasius, J. A. Riegger, Udalrici Zasii Epistolae, Ulm 1774, S. 414.
4 T h. W i c d c m a n n , Dr. Johann Eck, Regensburg 1865, S. 58.
43
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1961/0045